Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 399
(PDF, 82 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0400
Erinnerungskultur in Offenburg: Bilanz und Blick in die Zukunft 399

In Bezug auf die Erinnerung an die NS-Zeit wird in letzter
Zeit vermehrt die Frage gestellt, ob man von Einwanderern erwarten
könne, bezogen auf den Nationalsozialismus und den
Holocaust, das „negative Erbe" des Aufnahmelandes anzutreten.

Es ist vielmehr zu überlegen, ob die je eigenen Erfahrungen
der Neubürger/innen mit ihrem totalitären Herkunftsstaat
nicht Anknüpfungspunkt für gemeinsame Erinnerungen/Erfahrungen
bieten.

Die empirische Studie der Soziologin Viola B. Georgi aus dem
Jahr 2003 zeigt: Jugendliche mit Migrationshintergrund orientieren
sich zunächst an den historischen Traditionen des Herkunftslandes
. Diese Orientierung verbindet sich mit der jeweiligen
Familiengeschichte. Entscheidend ist aber auch die Position,
die die Familie im Herkunftsland hatte (z.B. Angehöriger der
Mehrheit oder einer Minderheit). Sie verorten sich vorzugsweise
in ihrer ethnischen Community im Einwanderungsland. Die
Heranwachsenden bilden ein transnationales oder hybrides, aus
Elementen unterschiedlicher Kollektivgedächtnisse zusammengesetztes
, Geschichtsbewusstsein aus. Die aufnehmende Stadtgesellschaft
muss entscheiden, wie sie mittel- und langfristig die
anderen Erfahrungen der Neubürger in die eigene Stadtgeschichte
integriert. Nichts ist schlimmer für den Einzelnen als
die Erfahrung, nicht mehr dorthin zu gehören, wo man herkommt
, aber auch nicht dahin, wo man hingekommen ist.

Wenn es uns gelingt - und hier wird Willkommenskultur
eine ganz neue Bedeutung erfahren -, bei den Neubürgern eine
neue und zugleich positive Identitätsbildung zuzulassen, dann
können wir die Bildung von Parallelgesellschaften auf ein verträgliches
Maß reduzieren.

Georgis Studie kommt zum Ergebnis, dass es bei Jugendlichen
mit Migrationshintergrund eine Vielfalt von Geschichtsbezügen
gibt, die bei aller Unterschiedlichkeit auch Gemeinsamkeiten
aufweist: Die Jugendlichen ringen in der Auseinandersetzung
mit dem Nationalsozialismus mit der Frage der Zugehörigkeit
und Anerkennung. Georgi kommt zu dem Schluss:
Die Zukunft gehört daher einer stärker europäisierten bzw.
globalhistorischen Erinnerungskultur.

Fixpunkte einer zukünftigen Erinnerungskultur in Offenburg

Für Offenburg ist es eine wichtige Aufgabe der nächsten Jahre,
wie die ERINNERUNGEN der Neubürger erzählt werden, wie
Erinnerungen mit Offenburger Erfahrungen verbunden werden
und wie sie mittelfristig in ein institutionalisiertes kommunales
Gedächtnis aufgenommen werden können.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0400