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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 413
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„Von Anfang an auf Matt!" - Erinnerung an den Schachmeister Emil Josef Diemer (1908-1990) ^

der Beerdigung eines Mannes schrie Diemer damals dazwischen
, er habe das Sterbedatum genau berechnet, es könne
einfach nicht sein, dass der Mann tot sei, hier würde ein Lebendiger
begraben.

In Fußbach fand er schließlich Pflege und Unterkunft. Das
Heim erlaubte ihm auch Reisen zu nationalen und internationalen
Schachturnieren. Diemer plagte dabei zwar die anwesende
Schachgemeinde ständig mit seinen Prophezeiungen,
verblüffte aber nach wie vor durch sein Schachspiel, und
konnte sogar einen Freiburger Schachclub mit seinem Spiel in
die höhere Liga bringen. Sein Spielplatz war immer umlagert,
vor allem von jüngeren Spielern, die er allein schon durch
seine Erscheinung faszinierte, aber natürlich auch durch sein
freies, unkonventionelles Spiel. Das Offenburger Tageblatt
schrieb im Juli 1980:

„Sehr erfolgreich schnitt Emil Josef Diemer beim 2. Schachfestival
in Baden-Baden ab, das vom 17. bis 26. Juli ausgetragen wurde.
Unter 141 Teilnehmern aus sieben Nationen belegte der 72-jährige
mit 5,5 von neun möglichen Punkten den 35. Platz. Die ersten
drei Partien des Turniers beendete Diemer jeweils mit Siegen,
worauf ihm der Titel ,Enfant terrible des Turniers^ zuerkannt
wurde. Als bester Senior des 2. Baden-Badener Schachfestivals
erhielt Emil Josef Diemer außerdem einen Sonderpreis. Wie erfolgreich
Diemer war, beweist die Tatsache, daß er den amtierenden
badischen Schachmeister Blum (Emmendingen) hinter sich
lassen konnte. Nach Beendigung des Schachfestivals hieß es, daß
der Senior des Turniers das jugendlichste und stürmischste
Schach gespielt habe."

Seine Schwester sei nochmals zitiert: „Er hat es mit den Zahlen
gehabt, man hat jedoch nichts damit anfangen können. Interessant
ist aber, daß er an einem 10.10. gestorben ist". Die amtliche Sterbeurkunde
ist da noch genauer: Tatsächlich starb er am 10.10.
1990, 10 Uhr 10! Also ganz, wie die Schwester meinte: Er hat es
mit den Zahlen gehabt.

Emil Josef Diemer ruht im Frieden des wunderbaren Bergfriedhofes
des Pflegeheimes. Eine schlichte Platte bezeichnet
sein Grab. Ganz vergessen ist er nicht: Missionarisch war er
stets für sein Blackmar-Diemer-Gambit eingetreten. Insofern
ist es nur folgerichtig, dass seit seinem Tod Anhänger jeweils
zum Todestag nachts mit Fackeln an sein Grab pilgern und dort
skandieren: „d4 - d5 - e4, Josef, wir sind bei dir." (http://www.
zeit.de/2008/35/Spiele-Schach-35, Abruf 20.3.2017)

Der Gengenbacher Künstler Otto Lohmüller erinnerte sich
noch 2016 an die Begegnungen mit dem Schachspieler: „Als ich


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