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Dieter Weis
Der Begriff „Reken" oder „Recken" konnte im Zusammenhang
mit einem Schreiben des Klosters Ettenheimmünster vom
29.6.1736 geklärt werden.19 Es gab damals auch „Rekenmatten"
(schon 1684 erwähnt), und es ging um die Haltung des „Wucherstiers
" durch die Falkenhof- und Oberendhofmayer. Mit
Wucherstier war noch bis ins 19. Jahrhundert der Stier zur Besamung
der Kühe gemeint. Im obigen Schreiben ist u.a. zu
lesen:
„sollen aber sie Falken- und Oberendmayer dahin bedacht und
gehalten sein, mit Reken an die gemeine Kuheherd zu versehen,
damit die Gemeind Euenheim derentwillen ohne Klag sein möge:
sollen auch unter sich derentwillen übereinkommen wie die Ordnung
der haltender Reken gehalten werden solle: würden aber die
Mayer befinden, daß zwei Reken zu halten ihnen wegen der großen
Kuheherde möglich wäre, sollen sie Mayer derentwillen weiter
nichts von dem allhiesigen Gotteshauß weder zu begehren
noch zu hoffen haben".
Also wurden die „Reken" für die Kühe benötigt. Von „Im Reckengarten
" gibt es einen undatierten Lageplan aus der Zeit
nach 1800.20 Es ist überhaupt der einzige bisher aufgefundene
Plan eines Ettenheimer Gartens, der vermutlich von Geometer
Obrecht dem Älteren stammt. Der Anlass für den Plan ist nicht
angegeben. Anscheinend sollte auf der Seite gegen Rhein, wo
ein Güterweg (Bienleweg) verlief, der Weg verbreitert und dafür
ein schmaler Streifen des Gartens von Schaffner Müller abgetreten
werden. Auf dem Plan ist genau zu erkennen, dass auf
der Ostseite der Stadtgraben verlief und der Garten sonst größtenteils
von einem Zaun mit Pfosten und vermutlich mit Holzbrettern
oder Balken umgeben war. Neben der Einfahrt vom
Steinenweg her befand sich ein kurzes Stück Mauer gegen das
Grundstück von Martin Boz. Am Ende grenzte der Garten an
das Grundstück von Joseph Scherer. Auf der Gartenfläche sind
verschieden große Bäume gleichförmig eingezeichnet, ein Hinweis
, dass es tatsächlich ein Gras- und Baumgarten war.
Zur Haltung der Wucherstiere schrieb Amtskeller Stölcker
am 8.10.1805 einen längeren Bericht, woraus der Vollständigkeit
halber hier noch einige Angaben gemacht werden: Mit
dem großen und kleinen Zehnten in Ettenheim und Etten-
heimweiler, die an die badische Landesherrschaft fielen, sei
auch die Last der Anschaffung und Erhaltung der Wucherstiere
verbunden.
„Anfangs wurde nur ein Stier auf Klösterliche Rechnung erhalten,
bei dem allemähligen Zuwachs des Viehstandes wurden zwei
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