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436 Sabine Bengel
sehen Künstlers Pierre Gaucher und besteht aus aneinandergereihten
bronzenen Buchstaben. Sie wurde im Jahr 2014, dem
90. Todesjahr Johann Knauths, realisiert. Das ästhetisch ansprechende
Objekt, in dessen mittig angebrachtem, vergoldetem
Profilkopf Johann Knauths sich Details der gegenüberliegenden
Westfassade des Straßburger Münsters spiegeln, wird
seiner angedachten Rolle als Erinnerungsort an den deutschen
Dombaumeister nur bedingt gerecht, da seine durchlaufende
Schrift in Großbuchstaben aufgrund der fehlenden Freizeichen
zwischen den Wörtern und der willkürlichen Zeilentrennung
nur schwer lesbar ist und zudem nur in französischer Sprache
gehalten ist. Sie lautet aufgeschlüsselt:
A Johann Knauth. Sauveur de la cathedrale. La ville de Strasbourg
reconnaissante. 2014. („Gewidmet Johann Knauth.
Retter des Münsters. Die dankbare Stadt Straßburg. 2014".)
Die Tafel befindet sich an dem 1860 errichteten Gebäude, 5
place du Chateau, das von dem Straßburger Münsterarchitekten
Gustave Klotz errichtet wurde. Darin befand sich auch die
von Johann Knauth in den Jahren 1906 bis 1920 genutzte
Dienstwohnung.
Auch die Straßburger Hochschule INSA (Institut national
des sciences appliquees) hat in den Jahren 2015/2016 in besonderem
Maß an den deutschen Dombaumeister erinnert, indem
sie den neuen Studentenjahrgang „Promotion Johann Knauth"
getauft hat. Doch wer genau war Johann Knauth, nach dem
bereits 1974 eine Straße in Straßburg benannt wurde, und was
rechtfertigt den Titel „Retter des Münsters"?
Jugend und Ausbildung in Köln
Johann Knauth wird am 18.12.1864 in Köln geboren als Sohn
des Adolph Nicolaus Knauth und der Mathilde Grenel (Greuel?).
Er besucht die Realschule 1. Ordnung und leistet seinen Militärdienst
ab.1 Über seine weitere Ausbildung und seine ersten
Berufsjahre ist bislang jedoch nichts bekannt. Dass er, wie bisweilen
behauptet, in der Kölner Dombauhütte gelernt oder
dort gearbeitet habe, hat sich bislang nicht nachweisen lassen.
Sein Name erscheint nicht auf der Liste der Mitarbeiter der
Kölner Dombauhütte und die erhaltenen Lehrlingslisten enden
im Jahr 1877.2 Der Kölner Dom muss jedoch eine starke Wirkung
auf den jungen Johann Knauth ausgeübt haben. An dem
gigantischen, seit dem Mittelalter unvollendeten Gotteshaus
wurde ab 1842 weitergebaut. Als Vorlage diente der 1814/1816
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