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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 447
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Der Straßburger Münsterbaumeister Johann Knauth (1864-1924) 447

lerarbeiten gegeben wurden, sowie eine Besichtigung dieser Arbeiten
selbst an Ort und Stelle. Strassburg, den. 22. Dezember 1918
[unterschrieben] Knauth, Münsterbaumeister und Konservator
der geschichtlichen Denkmäler im Elsass.

III. Gelegentlich des vorseitig unter II. erwähnten Besuches sind
dem dabei anwesenden Herrn Danis Architecte en Chef des Monuments
Historiques je ein Verzeichnis der aus bedrohten Ortschaften
anderweitig in Sicherheit gebrachten Kunstgegenstände
und derjenigen elsässischen Glocken von grösserem oder geringeren
geschichtlichen oder künstlerischen Werte welche sich auf
dem Lagerplatz der Kriegsmetall-Aktiengesellschaft in Frankfurt
a.M. befinden übergeben worden, [unterschrieben] Der Konservator
Knauth.//28

Die Kündigung und Ausweisung Johann Knauths

Im April 1919 wird der junge Denkmalpflege-Architekt Robert
Danis in Straßburg zum Directeur de VArchitecture et des Beaux-
Arts dAlsace et de Lorraine ernannt - eine Art Ministerium, das
dem Staatskommissar Alexandre Millerand untersteht und die
Aufgabe hat, die französischen Praktiken und Arbeitsweisen
wieder einzuführen. Für Danis ist es nicht akzeptabel, dass
Johann Knauth weiter als Dombaumeister fungiert. Am 22. Mai
erhält Knauth einen ersten Ausweisungsbefehl, der jedoch
wieder zurückgenommen wird. Doch die Stadtverwaltung besteht
darauf, dass Knauth nur bleiben kann, wenn er die französische
Nationalität annimmt. Im Juli erhält der Dombaumeister
Besuch von Alexandre Millerand, der ihm zusichert,
dass er das Amt weiterführen kann. Millerand sagt ihm zudem
persönliche Unterstützung zu.29 Doch schon am 19. August
1919 muss Johann Knauth vor der Commission Speciale d'Examen
des Etrangers erscheinen. Er wird des „pangermanisme outre" -
also als Anhänger eines großdeutschen Reiches - bezichtigt.
Auch soll er seine Arbeiter angeleitet haben, Kriegsanleihen zu
zeichnen. Diesen Vorwurf kann er jedoch mit dem Hinweis,
dass es sich dabei um eine Anordnung der Stadtverwaltung
gehandelt habe, entkräften. Hinsichtlich seiner geforderten
Einbürgerung lässt er jedoch wissen, dass er Deutscher sei und
seine Nationalität nicht wie ein Hemd wechseln könne, auch
wenn dies bei einer gewissen Kategorie von Menschen eine
gängige Praxis sei.30 Aufgrund der äußerst komplexen Arbeiten
am Münster kommt die Kommission allerdings zu dem Schluss,
dass auf Knauth nicht verzichtet werden kann.

Ein auf den 18. Oktober datierter Brief Alexandre Millerands
bestätigt, dass Johann Knauth Dombaumeister bleiben darf.


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