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Der Freiherr von Drais (1785-1851) in Offenburg und Gengenbach 459
Abb. 2: Neveu'scher
Stadthof, 1967 abgebrochen
. Foto: Stadtarchiv
Offenburg
einige Zeit unter den Augen der Staatsoberen unmittelbar sich
benehmen und auf jeder Seite bekannt werden soll/'
Doch irgendwie klappte es nicht so recht mit einer auskömmlichen
Stelle. Im Juni 1814 hatte der Freiherr noch immer keine
Arbeit gefunden. Vater und Sohn baten nun die Behörde, man
möge ihm Zeit lassen „für andere Wissenschaften und mechanische
Versuche, sowie für eine Reise dieses Sommers, zu der er zugleich
sein Urlaubsgesuch einreicht". Drais reiste nach Wien an
den Kaiserlichen Hof, und wollte seine neueste Erfindung
„Fahrmaschine" dem Kaiser zeigen, wie aus einem Empfehlungsschreiben
hervorgeht:
„Hochwohlgeborener Freiherr, da ich die Erfindung einer Fahrmaschine
von Euer Hochwohlgeboren mit besonderem Vergnügen
gesehen habe und glaube, dass ein reeller Nutzen dadurch entstehen
kann, so rate ich Ihnen, die Ankunft unseres allerhöchsten
Monarchen hier abzuwarten, bis euer Ho chw ohlgeboren das
Glück haben könne, diese Maschine seiner Majestät dem Kaiser
zu produzieren." (Wien 7.9.1814)
Es ist nichts weiter daraus geworden, jedenfalls sind keine diesbezüglichen
Quellen bekannt. Dann aber, am 12.6.1817, unternahm
er mit seinem neuartigen, einspurigen Zweirad, bei dem
man sich rittlings darauf sitzend und mit den Füßen vom
Boden abstoßend fortbewegte, die erste Radfahrt von Mannheim
bis an das Schwetzinger Relaishaus. Ohne es zu wissen
und ohne groß davon zu profitieren, hatte er vor 200 Jahren
eine neue Zeit anbrechen lassen, die des Fahrrades. Offenburg,
Gengenbach und Schuttern hatten ihm dabei als kurzfristige
Lebensstationen gedient, haben also auch ein Quentchen An-
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