Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
97. Jahresband.2017
Seite: 461
(PDF, 82 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0462
461

Neue Literatur

Meyer, Franz Simon: Die ganze Geschichte
meines gleichgültigen Lebens. Bd. 1, 1816-
1828, hg. v. Sebastian Diziol. Kiel, 2016.

Das Stadtarchiv Baden-Baden verfügt über ein
bemerkenswertes Manuskript, das für die vorliegende
Edition übertragen wurde. Es handelt
sich dabei um die „Jahrbücher" des Badener
Bankiers Franz Simon Meyer (1799-
1871). Meyer hat seit seinem 16. Lebensjahr
bis zu seinem Tod über 55 Jahre hinweg einmal
jährlich niedergeschrieben, was ihn beruflich
, politisch, kulturell und privat in den
vergangenen zwölf Monaten bewegt hat. So
kommt man seiner Persönlichkeit sehr nahe
und kann seine Entwicklung als Mensch, als
Familienvater, als Handelsmann und Bankier,
als scharfer politischer Beobachter verfolgen
und nachvollziehen. Der erste nun vorliegende
Band enthält die Aufzeichnungen über
die Geschichte seiner Familie während der
napoleonischen Kriege in Rastatt, seine Zeit
als Schüler in einem Pensionat in St. Blaise,
seine Reisen durch die Schweiz, nach Mailand
, Paris, London und das industrialisierte
Nordengland sowie seine Jahresberichte bis
1828. Gedichte und Rechnungen ergänzen
den Band, der durch editorische Kommentare
und ein Register gut erschlossen ist. Das Buch
ist eine wichtige kulturgeschichtliche Quelle,
es öffnet sich damit gleichsam ein „Tor zum
19. Jahrhundert". Gerade die alltäglichen Notizen
in den Rechnungen über seine Reisen
sind äußerst aufschlussreich, wenn er etwa
notiert, dass er einen alten Hut ausbessern
ließ, die Bibliothek in Versailles besuchte oder
eine Wette „wegen dem Wort Rülpsen verloren
" habe. Die Veröffentlichung des zweiten
Bandes ist für Ende 2017 geplant. Er wird
dann die Jahresberichte 1829 bis 1849, und
somit die wichtigen und ausführlichen Darstellungen
der Deutschen Revolution 1848/49
enthalten. Man darf gespannt sein.

Martin Ruch

Hansjakob, Heinrich: Meine Madonna. Eine
Familienchronik. Mit Illustrationen von Hugo
Engl. Herausgegeben von Manfred Hildenbrand
und Peter Schäfer. Mit einer Einleitung
und Anmerkungen von Manfred Hildenbrand.
Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft Freiburg,
2016. 272 S., Abb.

Als neuntes Projekt in der verdienstvollen Kleinen
Hansjakob-Edition der Hansjakobgesell-
schaft erscheint dieses schon lange vergriffene
Buch. Darin hat Hansjakob in einer Art Familienchronik
die Geschichte seiner männlichen
Vorfahren geschildert. Breiteren Raum nimmt
dabei die Vita des Bäckers Tobias Hansjakob
ein, und zwar aus diesem Grund: Hansjakob
hatte die alte Backmulde seines Urgroßvaters
erworben und durch den Freiburger Bildhauer
Josef Dettlinger eine Madonna aus dem Holz
schnitzen lassen. Sie schmückt heute noch die
Hauskapelle seines Alterssitzes, dem Freihof in
Haslach. Zuvor aber hatte sie Hansjakob in der
Freiburger Kartause, Refugium und Dichterwerkstatt
über viele Jahre, aufgestellt. Und er
ließ sich in der Phantasie die Geschichte seiner
Familie und seiner Kinzigtäler Heimat von der
nun transformierten Backmulde erzählen. Über
viele Aspekte der Gedankenwelt Hansjakobs
gibt das Buch Auskunft, nicht zuletzt auch über
den latenten Antisemitismus des Priesters.
Manfred Hildenbrand hat das in seinen profunden
Anmerkungen nicht verschwiegen, aber
diese Ambivalenz zeitgeschichtlich eingeordnet
. Der Gesellschaft ist erneut zu danken für
die Herausgabe einer weiteren Hansjakob-Preti-
ose. „Meine Madonna" ist ein bemerkenswertes
Stück Prosa, dramaturgisch vom Priester und
Volksschriftsteller Hansjakob geschickt gemacht
. Dass die Publikation durch den Tod
von Manfred Hildenbrand nun auch zum Vermächtnis
des langjährigen Hansjakob-Muse-
umsleiters geworden ist, macht sie allen Literatur
- und Hans jakobfreunden zur besonders
wertvollen Lektüre. Martin Ruch


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0462