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Neue Literatur
Schichtsverein Furtwangen und in den lokalen
Buchhandlungen erhältlich.
Die Handlung des Romans spielt während
des Zweiten Weltkriegs, als ein Freiburger
Junge („Miggi") sein Viertel verlässt, um im
Schwarzwald als Hirtenjunge zu arbeiten. An
seinem ersten Hof wird er schlecht behandelt,
unzureichend ernährt und schließlich verprügelt
. Viel besser läuft es auf seinem zweiten
Hof, wo er wie ein Familienmitglied aufgenommen
wird. Jedoch wirft auch hier der
Krieg seine Schatten auf den Alltag: die Männer
werden nach und nach in die Wehrmacht
eingezogen und stellenweise durch Zwangsarbeiter
ersetzt. Dramatisch und traumatisch
schließlich das Ende des Krieges ...
Der erste (!) Roman der Autorin ist gelungen
. Die schlichte, schnörkellose Sprache entspricht
der Mentalität der Schwarzwälder
Landbevölkerung, die einfühlsam und treffend
charakterisiert wird. Die harte Arbeit, die
Unbilden des Wetters, die immerzu knappe
Subsistenzwirtschaft und der zeitweise Mangel
an Lebensmitteln werden deutlich.
Die Autorin hat im Vorfeld des Buches mit
einem Dutzend ehemaliger Hirtenkinder aus
der Region Furtwangen gesprochen. Ihre Erlebnisse
flössen in das Buch ein, und sie dürften
sich in manchem wiedererkennen.
Heiko Wagner
Braun, Hubert: Gengenbacher Adlersteine.
Eine Dokumentation in Bildern. Gengenbach
2012. Im Selbstverlag des Verfassers. (Erhältlich
beim Verf. Engelgasse 19, 77723 Gengenbach
)
Der Gengenbacher Hubert Braun hat in den
Jahren 1966/67 und später von 1999 bis 2002
die noch am ursprünglichen Ort befindlichen
Grenzsteine fotografiert und minutiös dokumentiert
, so dass eine wertvolle Bestandsaufnahme
entstanden ist, die ihresgleichen sucht.
Die Grenzen des reichsstädtischen Gebietes
von Gengenbach wurden durch Gemarkungssteine
gekennzeichnet, von denen einige
bis heute an ihrem Platz in der Flur stehen
, andere wurden umgesetzt, nicht wenige
aber sind verschollen. Die vermutlich älteste
erhaltene sehr schöne Beschreibung des gesamten
Grenzverlaufs rund um die Reichsstadt
findet sich im „Waidgangbüchel" der Stadt
Gengenbach aus dem 15. Jahrhundert, das
heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt
wird (Sign. S GNM Nürnberg Nr. 99).
Es enthält eine Fülle alter Flurnamen und oft
die Erstnennung mancher Fluren, etwa für
den Offenburger Hausberg „Hohes Horn".
Entlang der rund 44 km langen Gemarkungsgrenze
stehen die alten Adlersteine mit dem
Wappen der Stadt und den jeweils benachbarten
Wappen der Gemeinden und Ortschaften
Ohlsbach, Reichenbach, Schwaibach, Ber-
mersbach. Die Lage der fotografierten Steine
wurde von Hubert Braun unter Zuhilfenahme
dieser und weiterer historischer Quellen in
topographische Karten eingetragen, katalogisiert
und mit detaillierten Erläuterungen versehen
. Als Ergebnis liegt eine wertvolle Arbeit
vor, die mit ihrem Bild- und Kartenmaterial
die Stadtgeschichte Gengenbachs bereichert.
Martin Ruch
Oswald, Rolf: Meine Gedanken kreisen nur um
Daheim. Die Lebenserinnerungen des Nordra-
cher Waldarbeiters Andreas Doli in Kriegszeiten
. Herausgegeben vom Historischen Verein
Nordrach e.V., Nordrach 2016, 176 S., viele
Abb.
Schon in der dritten Auflage erscheinen diese
bemerkenswerten Aufzeichnungen des Nord-
racher Waldarbeiters, die er in einem einzigen
langen Brief aus der russischen Kriegsgefangenschaft
an seine Frau hinterlassen hat. Er
erinnert sich darin an seine Jugend, die Eltern
wie die Schule oder das Arbeiten, an die erste
Begegnung mit seiner Frau, später das Berufsund
Familienleben hinten im Nordrachtal
unter der Moos gelegen. Die Heimkehr allerdings
hat Andreas Doli nicht mehr erleben
dürfen, er ist in russischer Gefangenschaft gestorben
. Der Historische Verein und seine rührigen
Mitglieder, besonders der Autor und Herausgeber
der vorliegenden Publikation, haben
sich schon mehrfach große Verdienste um die
Alltagsgeschichte ihres Dorfes erworben. Mit
dieser Veröffentlichung setzen sie aber beson-
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