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Neue Literatur
Gorka, Cornelius: 100 Jahre Krankenhaus
Wolfach. Vom städtischen Krankenhaus zum
Ortenau Klinikum Wolfach 1917-2017. Wolfach
2017, 230 S., viele Abb.
Achern, Kehl, Wolfach: Der Archivar des Or-
tenaukreises Cornelius Gorka kann eine beeindruckende
Literaturliste zur Geschichte
des öffentlichen Gesundheitswesens in den
genannten Städten vorlegen. Seine Chroniken
über die einst als städtische Krankenhäuser
entstandenen Institutionen, die mittlerweile
im großen Ortenau Klinikum aufgegangen
sind, stellen wichtige Grundlagen für die
Medizingeschichte der Ortenau dar. Das neueste
Werk gilt dem Krankenhaus Wolf ach.
Entstanden einst aus dem Gutleuthaus und
dem Spital, waren die Verhältnisse im alten
Haus um 1900 derart obsolet geworden, dass
sich der Gemeinderat 1913 zu einem Neubau
entschloss. Anstelle des alten, engen Spitals,
wo noch in einem Baderaum operiert werden
musste, sollte sich ein „prächtiger Bau" erheben
, der mit allem neuzeitlichen Komfort eingerichtet
und eine „herrliche, sonnige Lage"
haben werde. Im Februar 1917 nahm das
Haus seinen Betrieb mit 40 Betten auf. Seinen
Gang durch die hundert Jahre schildert Gorka
in seinem sorgfältig recherchierten Buch, das
bis in die jüngste Vergangenheit Ereignisse
und Entwicklungen darstellt. Es enthält die
Namen der verantwortlichen Ärzte seit Gründung
, schildert die Kapellen des Hauses und
lässt den Alltag in einigen Anekdoten zu Wort
kommen. Den Abschluss bildet die Hausordnung
des Gründungsjahres 1917, die im Kontrast
mit einer heutigen Hausordnung die gewaltigen
Unterschiede deutlich macht in Fragen
der Disziplinierung der Patienten. Ein
reich bebildertes und ansprechend gestaltetes
Werk ist entstanden, das in der stadtgeschichtlichen
Literatur Wolfachs einen würdigen
Platz verdient. Martin Ruch
Kopp, Karl: Das Kippenheimer Lied. Eine badische
Volksschule und ihre israelitischen
Kinder. Herausgegeben vom Förderverein
Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Bühl:
seitenweise Verlag, 2017, 160 S., viele Abb.
Karl Kopp, langjähriger Lehrer und Rektor der
Kippenheimer Schule, hat sich, seiner Schule
und ihren jüdischen Kindern mit dieser sorgfältigen
und bemerkenswerten Dokumentation
ein hochverdientes Denkmal gesetzt.
Sein Anliegen kommt in der einleitenden
Widmung bestens zum Ausdruck: „In der Geschichte
der Kippenheimer Schule sind zwei
historische Stränge eng verwoben: Die Geschichte
einer badischen Volksschule und das
Schicksal ihrer Schüler israelitischer Konfession
. Diese Arbeit widme ich allen jüdischen
Kindern Kippenheims, in besonderer Weise
Hedy Epstein, Inge Auerbacher, Kurt S. Maier,
die dieser Schule und mir eng verbunden
sind, sowie allen, von denen sie wünschen,
dass ihre Seelen eingebunden seien im Bund
des Lebens."
Erstaunlich ist nicht allein die Fülle an
Quellenmaterial, das der Autor finden und
auswerten konnte, faszinierend ist die Tiefe
der historischen Erschließung, die den Blick
vom begrenzten Bereich der jüdischen Heimatgeschichte
öffnet auf die sie einschließende
Kommunal- und allgemeine Politik.
Deutlich zeigt der Autor vor allem auch die
Einbettung der jüdischen Landgemeinde in
ihr christlich geprägtes Umfeld. Am schönsten
findet dies seinen Ausdruck im „Kippenheimer
Lied", der Schöpfung des katholischen
Kippenheimer Pfarrers Kurz, der den Text ver-
fasste zu einer Klostermelodie aus Villingen.
Zu vielen Anlässen, besonders gerne bei
Schulfeiern, wurde früher dieses „Kippenheimer
Lied" gesungen, in dessen achter Strophe
das friedliche Zusammenleben der Dorfgemeinschaft
beschworen wurde: „Im gemütlichen
Vereine leben alle, Jud und Christ". Mit
Begeisterung pflegte vor allem der israelitische
Lehrer Zimmern das Lied. Über die Schule
wurde es ins Dorf getragen, und schließlich
vom evangelischen Pfarrer Kaiser mit Zim-
merns Hilfe später vor dem Vergessen bewahrt
.
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