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Vorkriegszeit und Erster Weltkrieg im Spiegel der Briefe und Postkarten von Zivilisten und Soldaten
dass ich meinen Lieben noch einmal schreiben könnte. Denn
es ist fast unglaublich, aus solchen Feuerregen gesund davonzukommen
. Gott der Allmächtige hat mich beschützt und
wird, wie ich hoffe, auch fernerhin helfen/'
Briefe von und an Anton Läufer nach dem 1. Januar 1917
in Köln und an der Westfront
Alle die folgenden Äußerungen, sämtlich Feldpostkarten, unterscheiden
sich von den vorausgehenden dadurch, dass Anton
Läufer um den 1. Januar 1917 einberufen wurde.
Der späte Termin hatte seinen Grund in einer Bindegewebsschwäche
(Krampfadern), weswegen er einer „Festungsfern-
sprechabteilung" - die Dienststelle, offensichtlich auch für die
Telegraphisten zuständig, hieß wirklich so - in Köln zugewiesen
wurde. Kanonendonner hat er dort nicht gehört. Geradezu eine
Familienidylle gibt der erste Brief vom 6. Januar 1917 von Anastasia
(genannt „Stasi") Kammerer, seiner Verwandten, wieder,
die auf dem Hof einen Besuch machte. Sie traf seine Ehefrau
Maria an diesem Tag „heiter" an, dagegen war die Großmutter,
Maria Anna, „ganz betrübt gewesen und hat gleich geweint, als
ich kam, das kann die Großmutter fast nicht fassen, als ihr lieber
Sohn hat fort müssen, aber sie muss sich halt jetzt drein
schicken". Die Stimmung konnte nur der kleine vierjährige Albert
, Antons Sohn, auf seine Weise aufhellen. Als er loslegte,
musste die Besucherin hell auflachen, er habe ihr das Messer
schleifen wollen, es habe aber ausgesehen wie eine Säge. Mit
Scherzen aus Kindermund unterhielt er sie den ganzen Nachmittag
, indessen Maria und Stasi für Anton ein Paket schnürten
(von dessen Inhalt wurden Tabak und Zigarren erwähnt). Als
Stasi ging, bat sie der Kleine, sie solle dem Vater schreiben, er
schleife jetzt die Messer. Im Brief vom 30. Januar von German
Kammerer (jüngerer Bruder von Maria) erfuhr Anton, dass drei
Pakete von 13 und je 10 Pfund Gewicht unterwegs seien. Er ging
auf Einzelheiten in der Heimat ein, für uns ein Beispiel, wie
abhängig die Menschen von der Natur waren. Sie, wahrscheinlich
Maria und German, zogen einen Karren mit Korn in die
Mühle (gemahlen wurde noch lange - viele Jahrzehnte - in der
„Kuchenmühle" in Langenschiltach), doch Müller „Xander", so
sein Rufname, konnte nicht mahlen, weil das Wasser gefroren
war. Im Keller, vermutlich auf dem Schafberg, war das Sauerkraut
gefroren, „die Frau" taute es mit dem Bügeleisen auf, weshalb
Äpfel nach Köln zu schicken keinen Sinn habe, sie würden
unterwegs durch den Frost verdorben. Auch von sonstigem
Dorf- und Hofgeschehen berichtete German Kammerer. Im
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