http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0029
2 g Karl Volk
Gasthaus „Rössle" wurde Kaisers Geburtstag gefeiert (27. Januar
), aber ohne Maria und German; einen Zeitungsbericht
darüber würden sie ihm schicken. Von Anton wollte German
wissen, wie viele Tote es bei einer Explosion in einer Geschossfabrik
(in Köln?) gegeben habe. „Wenn Maria vom Hunger bei
Anton erfährt, weint sie wieder". Sie war krank („Halsweh"),
jetzt sei sie „soweit gesund/' Überhaupt war dieser German ein
wichtiger Informant für den Hausherrn in der Ferne. Ausführlicher
noch als die seiner Frau waren seine Angaben. Auf dem
eigenen Anwesen musste das Leben weitergehen, und nichts
wurde sehnlicher erwartet als gute Nachrichten von zu Hause.
Da war alles von Bedeutung, auch Vorgänge im Stall. Am 13. Februar
1917 brachte die Kuh Lena ein schönes Kuhkalb auf die
Welt. Fremde Geburtshelfer brauchten sie dazu nicht. Im Februar
war auf dem Hof ein Farren so weit gediehen, dass er an
seinen endgültigen Standort verkauft werden konnte. Nach der
tierärztlichen Untersuchung sollte er auf dem Wolfsbauernhof
in Schonach stationiert werden. - Selbst das Wetter musste erwähnt
werden. Schön war es gerade in diesen Tagen, der Schnee
war freilich noch nicht überall abgetaut, die Arbeit draußen
nicht möglich, deshalb war für German Holzspalten angesagt.
Für Anton klang das alles gewiss beruhigend. Auch der Ortspfarrer
, Franz Joseph Vögtle, schickte ihm ein Päckchen mit
einer „Kleinigkeit" und empfahl ihm, so das Begleitschreiben
weiter, wenn er Zeit habe, in Köln die Kirchen zu besichtigen
und den Zoologischen Garten. Ebenso sandte ihm aus Grem-
melsbach Hauptlehrer Ferdinand Hammer einen Kartengruß.
Weitere Karten bekam Anton von mehreren Verwandten
und Bekannten, von Christain Fleig in Langenschiltach, dem er
mehrfach im Heuet beim Mähen ausgeholfen hatte. Eine Karte
schickte ihm auch Nachbar Johann Haas (Oberschafberg). Auf
einer seiner Karten berichtete Anton, dass in der gleichen Kompanie
ein zweiter Gremmelsbacher, Wendelin Fehrenbach/Althornberg
, Dienst tat, der damals schwer erkrankt war (13. Februar
1917). Anton hatte, wie er schrieb, mit dem Kranken viel
Arbeit. Auf einer Postkarte mit einem Gruppenfoto mehrerer
Soldaten vom 8. März 1917, unter ihnen die beiden Gremmelsbacher
, machte Wendelin Fehrenbach einen angegriffenen
Eindruck.
Die erhaltene rege Korrespondenz Antons, auch mit uns
völlig unbekannten Personen, illustriert die vielfältigen engen
verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Bindungen,
manchmal war's nur ein Glückwunsch zum Namenstag oder
zum Neujahr. Fast alle Karten an seine Frau, gelegentlich adressierte
er sie an die „Unterschafbergbäuerin", danken für Pakete
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0029