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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 32
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Karl Volk

stempelt in Konstanz, zeigt eine Gruppe Soldaten, dazu folgende
Frage (28. März 1915): „Trifft Dich diese Karte wohl noch
im Zivilkleide oder hast auch Du die Ehre, jetzt des Kaisers
Rock tragen zu dürfen?" So die erheiternde Frage eines Musketiers
namens Läufer an den gleichnamigen Empfänger. Weitere
illustrierte Postkarten des fraglichen Bestandes präsentieren
Truppen im Angriff, Fußtruppen und Berittene im Angriff,
Soldaten im Nahkampf, „Vernichtung der russ. Armee unter
Hindenburg", eine zerschossene Kirche, eine gesprengte Windmühle
, ein ruiniertes Dorf, eine Schiffbrücke, „Des Königs
Grenadiere", „Dragoner in der Schlacht an der Marne", Flugzeuge
über dem Argonner Wald, erbeutete französische Kanonen
akkurat in drei Reihen aufgestellt - natürlich alles im
Dienst der Kriegspropaganda, die so zu tapferen Taten anspornen
wollte. Jedenfalls sandten die Frontsoldaten nur Postkarten
mit Bildern von Kämpfen und Zerstörungen in die Heimat.
Auffallend ist, dass Bilder von Kämpfen und Zerstörungen nur
von Soldaten an der Front in die Heimat geschickt wurden,
wahrscheinlich, weil sie keine anderen zur Verfügung hatten.
Die Sammlung enthält auch viele Ansichten von Städten in
tiefem Frieden (Köln, Metz, Brüssel, Reims, Kattowitz). Eine
„schöne" Karte (nach damaligem Geschmack) kam aus Karlsruhe
, die Schlosswache in Gala-Uniform mit Gewehr und Pickelhelm
, das Schloss im Hintergrund. Unmissverständlich
sind die Parolen: „Gloria, Victoria, mit Herz und Hand für's
Vaterland" oder „Helft uns siegen! zeichnet Kriegsanleihe", mit
dem Bild eines Soldaten, dessen Gesicht von Strapazen gezeichnet
ist. Auch an die Werke von Ernst Moritz Arndt, dem Dichter
aus der Zeit der Freiheitskriege gegen Napoleon, erinnerte
man sich. Wörtlich zitiert werden Phrasen wie, was „des Deutschen
Vaterland" sei. Hier sind es die vier „Helden" wie „deutsche
Freiheit, deutscher (!) Gott, deutsches Herz und deutscher
Stahl". Eine Karte aus Österreich mit dem Bild der beiden Kaiser
Franz Joseph und Wilhelm II. schickte der Marianist Albert
Läufer seiner Mutter. Die Karte sollte wohl die sog. „Nibelungentreue
" symbolisieren.

Unverhofftes Wiedersehen

Zum Schluss ein Bericht über ein Vorkommnis, das - geradezu
anekdotenhaft verdichtet - die „Lebenswelt" der Schreiber und
Empfänger jener Briefschaften und Postkarten illustriert, von
denen immer wieder die Rede gewesen war. Als der Waffenstillstand
1918 ausgerufen wurde, so erzählte mir der Kriegsteilnehmer
Bernhard Kienzier, langjähriger Briefträger in


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