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Als Reaktion waren Weihnachten 1914
russische Kriegsgefangene vom Lager
Heuberg als Arbeitskräfte im Gespräch.
Beworben wurde deren Einsatz massiv.
So erhielt der Bürgermeister im Mai 1915
einen Aufruf vom Großherzoglichen
Ökonomierat Huber: „Die Zahl der verfügbaren
Kriegsgefangenen ist eine unbeschränkte
, und weil durch die andauernden
Einberufungen die männlichen
Arbeitskräfte auf dem Lande allmählich
erschreckend rar sind, bleibt uns keine
andere Wahl, als von der angebotenen
und - wie ich festgestellt habe - günstigen
Gelegenheit Ersatz zu schaffen, in
weitestem Umfang Gebrauch zu machen
/'10 [Abb. 4] Doch während anderswo
deren Zahl dann auch rasch
[7 «>.-,«.*,-H wuchs - im Dezember 1916 beherbergte
IBIrtort »■ li.....'qt* Ina'
I \\l ^er Amtsbezirk Wolfach 336 Kriegsge-
1B fangene -, lehnte Schiltach solche Arbeiter
ab.11 Sorgen über die beklagten „zu
vertrauten Verhältnisse" mit den Kriegsgefangenen
im Amtsbezirk oder über
deren zunehmende Fluchtversuche musste sich Schiltach nicht
machen. Erst am 30. April 1917 kamen zwei Gefangene nach
Schiltach, die aber die Gemeinde rasch wieder verließen.
Schiltach war und blieb eine auf Handwerk und Industrie
spezialisierte Gemeinde. Damit blieb die große Mehrheit der
Schiltacher jenseits ihrer kleinen Gärtchen auf die amtliche
Versorgung angewiesen. Milch hatten Bergzell, Kaltbrunn, Lehengericht
, Halbmeil und St. Roman zu liefern.12 Allerdings
sammelten sich Beschwerden über ein zu geringes Angebot
bzw. mangelhafte Qualität.
Eine damals verbreitete Lösung, auch hier und von hier aus
ausstrahlend ins Kinzigtal, war die „Volksküche", geleitet von
Maria Beeh. Durch eine große Mengen umfassende Einkaufspolitik
sorgte sie für „ausreichende Kost" bei gleichzeitigen
„geldlichen Erleichterungen", wie eine Belobigung versprach.
Besonders hervorgehoben wurde der technische Fortschritt.
Das vor Verderben schützende Dörren von Lebensmitteln sei
in Schiltach möglich.13 Nachweisbar ist die „Volksküche" ab
November 1916, also mit dem Beginn des für die Ernährung
extrem schwierigen Winters 1916/17. In Sommer und Herbst,
der Erntezeit, war die Lage für die Bevölkerung offenbar besser.
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