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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 43
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Kriegsende und Neubeginn in der „Provinz" 1917-1919: Das Beispiel Schiltach

geringere Schülerzahl dabei zum Verlust der zweiten Lehrerstelle
.

Der Krieg musste finanziert werden. Dafür gab es feste Vorgaben
, die die Verwaltungen von oben nach unten weiterreichten
. Der Blick auf die kommunale Ebene zeigt damit, wie die
Kriegsanleihen gesammelt wurden. So teilte das Wolfacher
Bezirksamt im Frühjahr 1917 allen Gemeinderäten die Gesamtsumme
des vom Amtsbezirk in der 6. Kriegsanleihe aufzubringenden
drei Millionen Mark mit. Für Schiltach blieben davon
300000 Mark, wobei die Kommune selbst 35000 Mark tragen
sollte. Für den Rest waren die Einwohner gefordert. Als Stadt
und Bürger bereits am 20. März 1917 193 800 Mark beisammen
hatten und nun darum baten, es bei dieser Summe zu belassen,
erhielten sie vom Bezirksamt eine scharfe Abfuhr: Der Zielwert
sei ohnehin nur „nieder bemessen".20 Einen möglichen Restbetrag
sollte die Kommune übernehmen und dafür ggf. einen
Kredit aufnehmen, obwohl die Stadt ohnehin schon den festen
Eigenanteil über Kredit finanzierte. Letztlich brachte Schiltach
das Geld aber mit einem finanziellen Kraftakt, zu dieser Zeit
nur einer unter vielen, zusammen. Doch bereits im Oktober
1917 erforderte die dann 7. Kriegsanleihe von Schiltach neue
195000 Mark.21

Den herrschenden Spendendruck dokumentiert ein Aufruf
zur „Goldankaufwoche" im Januar 1918. Es sei, so Badens Innenministerium
in der (internen) Behördenanweisung, „noch
viel mehr Geld aus den Familien herauszuholen".22 Dem war
offenbar nicht so, gerade weil hier der Zwangscharakter geringer
ausgeprägt war. Die Woche erbrachte in Schiltach lediglich
knapp 50 Mark. Das patriotische Gefühl der Menschen war
verflogen. Doch selbst die letzte Kriegsanleihe, die bis in den
Frieden bringenden November 1918 hinein reichte, forderte
noch einmal von Schiltach 350000 Mark, ein Betrag, der, so
wieder die Vorgabe, „ohne große Schwierigkeiten" aufzubringen
sei.23

Neben den finanziellen Druck trat die Verhinderung unabhängiger
Berichterstattung. So liegen noch heute im Stadtarchiv
umfangreiche Listen verbotener Publikationen aus der
Kriegszeit. Die Stadtverwaltung mit ihrer Gemeindepolizei
hatte deren Verbreitung zu verhindern. Zumeist stammten die
Schriften von Kriegsgegnern und Linken. Verboten waren aber
auch Enthüllungen zum Völkermord an den Armeniern durch
den Alliierten Türkei. Allgemein zugängliche Informationen
beschränkten sich auf Erfolgsmeldungen. Diese Informationsbeschränkung
beförderte auch ein Informationsdefizit der Bevölkerung
.


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