http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0046
Kriegsende und Neubeginn in der „Provinz" 1917-1919: Das Beispiel Schiltach
Schiltach druckte daher noch im Krieg 50-Pfennig-Notgeld auf
Papier [Abb. 6].25 Notstand überall.
Der Umbruch 1918
Im November 1918 war der Traum vom deutschen Sieg ausgeträumt
. Nach all den Meldungen gewonnener Schlachten war
der Absturz tief. Noch bis in die letzten Kriegstage hinein hatte
es öffentlich geheißen, man dürfe nur nicht die Nerven verlieren
, dann werde es auch einen ehrenvollen Frieden geben. Alle
Lasten, der Hunger, die Toten, der wirtschaftliche und moralische
Niedergang erschienen umsonst. Die Schuld für diesen
scheinbaren Verrat musste bei den Revolutionären und den
neuen revolutionären Regierungen im Reich und in Karlsruhe26
liegen. Folglich stand alles, was nach der Revolution geschah,
im übermächtigen Schatten dieser empfundenen Schuld.
Einen „revolutionären Moment" gab es jedoch in Schiltach
nicht. Stattdessen erscheint die Zeit des Umbruchs wie ein beinahe
endloses Klein-Klein. Das lag daran, dass die Region kein
handelnder Akteur auf der Revolutionslandkarte war. Der befreiende
Moment, das Gefühl, an einer großen Erneuerung
teilgehabt zu haben, fiel für die Menschen in der „Provinz"
fort.
In der badischen Übergangsregierung war diese „Provinz"
nicht vertreten. Akzeptanz für eine neue Regierung, bestehend
aus Städtern und hervorgegangen aus Demonstrationen in den
Städten, musste so auch auf dem Land gewonnen werden. In
der Lokalzeitung „Der Kinzigtäler" war über eine den gesamten
Amtsbezirk umfassende Veranstaltung am 25. November 1918
IßttM
Bfiijwpr. ttäfßjiffiMr
« » * • i•••»T*»
Abb. 6: Schiltacher
Notgeld, 1918
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0046