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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 46
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Afa Andreas Morgenstern

in Hausach zu lesen: Die „Mehrheit des Volkes [sei] keineswegs
geneigt, anstelle der alten Militärdiktatur eine solche von Seiten
der äußersten Linken einzutauschen". Neben der harschen
Kritik an der Kriegsregierung, die aber auffällig mehr auf die
Militärs - meist Preußen - als auf die Fürsten einging, fällt die
praktische Gleichsetzung der neuen mit der alten Regierung
auf.

Das Kriegsende bedeutete für manchen Schiltacher plötzlich
Arbeitslosigkeit. Wie überraschend das war, zeigt ein Rückblick
auf die vorherigen Jahre auf: Vor Kriegsausbruch herrschte
weitgehend Vollbeschäftigung. Doch 1914 brachen die Absatzmärkte
weg. Karlin baute kurzfristig von 150 auf 50 Mitarbeiter
ab.27 Kurz darauf wurden alle Mittel auf die Kriegsführung angestrengt
. Ende November 1914 herrschte bereits Vollbeschäftigung
. Selbst Nachtarbeit und erstmals in großem Rahmen
auch Frauenarbeit wurden zur Regel. Im Februar 1917 herrschte
bei Hans Grohe sogar Nachtarbeit für Frauen. Auch bei den
Textilfirmen Korndörfer und Karlin sammelten sich die Überstunden
. Als im Juli 1917 Arbeitsverpflichtungen drohten, erklärte
Bürgermeister Wolpert, in Schiltach gäbe es keine arbeitslosen
Frauen.

Der Arbeitsalltag war hart, auch die Klassifizierungen deuten
dies an. So war mit Oskar Bühler am 27. Juni 1918 ein gerade
14 Jahre alter Junge in einer Liste von Schwerarbeitern als
„Munitions-Arbeiter" verzeichnet.28 Das soll aber nicht über
die militärische Bedeutung täuschen. Derlei Begriffe bezeugen
vielmehr, dass die gesamte Wirtschaft mit dem „Hindenburg-
Programm" auf den Krieg fokussiert war. Darüber hinaus betonte
die Bezeichnung den Wert einer Arbeitskraft, sodass eine
Einberufung in die kämpfende Truppe weniger wahrscheinlich
wurde.

Mit Kriegsende 1918 schlug das Pendel nach der starken
Arbeitsbelastung wieder ins Gegenteil um. Typisch gestaltete
sich das Schicksal Christian Bühlers. Ihm wurde am 15. November
1918 bei Junghans in Schramberg gekündigt. Als
Grund führte der Uhrenhersteller Material- und Kohlenmangel
an. Es ist fraglich, ob die Rohstoffe direkt nach Kriegsende und
mitten in der Revolution endeten - eher brachen wie schon
1914 die Absatzmärkte erneut zusammen. Wahrscheinlich bereitete
man sich auch auf die Rückkehr der alteingesessenen
Mitarbeiter von den Fronten vor. Bühler wurde allein angeboten
, wenn er direkt und nicht erst zum offiziellen Kündigungstermin
27. November das Unternehmen verlasse, dann zahle
ihm Junghans noch die Heimfahrt29 [Abb. 7]. Dieses „Angebot"
verband man mit dem Hinweis, in nächster Zeit drohten Bahn-


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