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Andreas Morgenstern
über Unterstützungsleistungen zu entscheiden. Verschiedene
Anträge lehnte er dabei auch ab.31
Verwaltung und Volksrat in revolutionärer Zeit
An der Spitze der Stadt blieb Bürgermeister Ludwig Wolpert.
Seine Amtszeit von 1911 bis 1929 zeigt bereits an, dass er in
Kaiserreich, Revolution und Republik Popularität behauptete,
wozu gerade sein Sinn für praktische Lösungen beitrug [Abb. 8].
Daneben gab es einen Gemeinderat. 1916 musste der Rat neu
besetzt werden, da drei Gemeinderäte an den Fronten dienten.
Neuberufungen folgten zu diesem Zeitpunkt ohne Nachwahl.
Die verbleibenden Räte nahmen diese entsprechend der Verwaltungsregeln
selbst vor. Bei diesem Procedere überrascht es
nicht, dass auch die neuen Räte Wöhrle, Faißt und Bäckermeister
Wagner nicht der Arbeiterschaft angehörten.
Mit Kriegsende prägte den Gemeinderat die Umgestaltung
einer Kriegs- zu einer Friedensgesellschaft. Erste Maßnahme
am 13. November 1918, zwei Tage nach Waffenstillstand: Eine
Einquartierungskommission wurde mit Blick auf die bald
heimkehrenden Soldaten gebildet. Besonders wichtig war dies,
da Baden als westliches Grenzland vom Durchmarsch der
heimkehrenden Soldaten besonders betroffen war. Zahlreiche
Züge auf der den Schwarzwald in west-östlicher Richtung querenden
Kinzigtalbahn wurden in der Region begrüßt. Schließlich
plante der Gemeinderat eine Begrüßungsfeier für die „gemeindeeigenen
Krieger" am 26. Dezember im Gasthaus Rößle.32
Dabei durfte nach einem Festzug vom Rathaus zur Kirche und
einer Feier in der evangelischen Kirche jeder Heimkehrer eine
Person zur Feier mitbringen und erhielt fünf Mark als Anerkennung
. Das Freibier spendierte der Militärverein, das Rote Kreuz
kündigte für jeden Mann ein „Heimkehrergeschenk" an. Der
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