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Kriegsende und Neubeginn in der „Provinz" 1917-1919: Das Beispiel Schiltach
Heimkehr der Söhne Schiltachs sollte trotz grassierender Armut
ein feierlicher Rahmen verliehen werden.
Die zahlenstarke SPD-nahe Arbeiterschaft war im Gemeinderat
bis 1918 nicht vertreten. Badens Städte- und Gemeindeordnung
im Kaiserreich hatte für seine Wahlen festgesetzt,
dass der ärmere Teil der Bevölkerung nur ein Drittel der Stimmen
hatte, ebenso viel wie das oberste Sechstel der Steuerzahler
.33 Im Dezember 1918 änderte sich dieser Missstand, allerdings
in einer nur für eine revolutionäre Übergangsphase demokratietheoretisch
akzeptablen Form. Die Regierung in Karlsruhe
gab vor, die aus dem Boden sprießenden Volksräte dürften
als Vertreter des einfachen Volkes zwei zusätzliche Gemeinde-
rats-Mandate beanspruchen, sollte die Arbeiterschaft noch
nicht im Gemeinderat vertreten sein. Der Schiltacher Arbeiterund
Volksrat nominierte daraufhin Wilhelm Probst und Christian
Wolber [Abb. 9].34 Die Bildung des Rats zeugt aber nicht
Abb. 9: Ernennung
eines zweiten Gemeinderats
durch den
Volksrat, 1919
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