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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 51
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Kriegsende und Neubeginn in der „Provinz" 1917-1919: Das Beispiel Schiltach

Die Revolution mit ihrem großen Versprechen, in einer
neuen Demokratie alte Entscheidungsträger auszutauschen,
erfüllte sich in verschiedenen Wahlämtern. Die Schiltacher,
erstmals auch die Frauen, sollten 1919 reichlich Gelegenheit
zur Abstimmung haben. Am 5. Januar fanden in Baden die
ersten Landtagswahlen statt. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa
80 Prozent. Stimmenstärkste Partei wurde in Schiltach die
linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP), dahinter
folgte die SPD.42 Die Wahl zur deutschlandweiten Nationalversammlung
am 19. Januar zeigte in Schiltach eine Wahlbeteiligung
von etwa 90 Prozent. Mit 411 Stimmen erhielt die SPD
etwa 43 Prozent und damit diesmal die meisten Stimmen.43 Die
republikweit führende Allianz aus SPD, Deutschen Demokraten
und Zentrum dominierte auch in Schiltach.

Eines fällt bei dem Resultat dieser deutschlandweiten Wahl
aber auf: Ländliche Regionen entsendeten kaum Abgeordnete
in die Nationalversammlung. Hier machten Kinzigtal und
Schwarzwald keine Ausnahme. Alle Parteien stellten nur landesweite
Listen auf. Wer gerade bei der kurzen Vorbereitungszeit
von kaum zehn Wochen zwischen dem Sturz des Kaisers
bis zur Wahl die besten persönlichen Kontakte hatte und diese
dann noch täglich pflegen konnte, der hatte die größten Wahlchancen
. Im Kampf um einen guten Listenplatz waren da die
Menschen vom Land im Nachteil. Es bleibt zu fragen, ob diese
fehlende Beteiligung zur bald einsetzenden Gleichgültigkeit
gegenüber Parlamentarismus und Demokratie beitrug.

Auch in den badischen Landtag entsendete der Amtsbezirk
Wolf ach allein den Amtsrichter Straub aus Wolf ach. Nach der
Unterrepräsentation in der Revolutionsregierung setzte sich
dieses Ungleichgewicht nun fort. Dabei ist aber zu ergänzen,
dass im Karlsruher Parlament andere ländliche Regionen
durchaus gut vertreten waren.

Die wichtigste Aufgabe des neuen Landtags war die Verabschiedung
der Verfassung, welche die neue republikanische
Ordnung gegen konterrevolutionäre Bestrebungen von der
rechten Seite, vor allem aber gegen die vorgeblich drohende
Gefahr von linksaußen absichern sollte. Gearbeitet wurde
rasch, sodass die Badener schon im April 1919 in einer Volksabstimmung
über den Entwurf abstimmten. Dabei nahmen
475 Schiltacher die Verfassung an, nur zwei stimmten dagegen
. Die große Mehrheit findet sich in ganz Baden. In Schiltach
blieb jetzt aber schon die Hälfte der Wahlberechtigten
daheim, votierte somit nicht für die freiheitliche Verfassung.
In die allgemeine Zustimmung mischte sich eine unübersehbare
Trägheit.


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