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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 61
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Das Ende des Ersten Weltkrieges in Bühl und Umgebung

worden, zwei Mann tot, darauf hätten sie den Stadtkommandanten
Wels17 verhaftet und in den Marstall geführt. Dies sei
gegen acht gewesen." Selbst der Heilige Abend des Jahres 1918
begann mit Gewalt, wie Kessler berichtet: „Weihnachtsabend
hat heute früh mit einem Artillerie-Gefecht am Schloss begonnen
. Die Regierungstruppen haben versucht, die Matrosen
aus Schloss und Marstall heraus zu schießen/'18 Am
schlimmsten war die Lage in Bayern. Hier exekutierten die
Repräsentanten der Räterepublik nach der Abdankung des
letzten bayrischen Königs Ludwig III.19 Anhänger des alten
monarchistischen Systems in nicht unbeträchtlicher Anzahl.
Später rächte sich die „Weiße Garde", die Organisation der
verbliebenen Monarchisten und anderer Gegner der Räterepublik
, an ihnen. Das diesbezüglich bekannteste Beispiel ist
die Ermordung des bayrischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner20
durch den Grafen Arco-Valley21.

Die ruhige Situation in Bühl und Umgebung änderte sich
auch dann nicht, als in Bühl und Umgebung am 23. November
1918 ein Arbeiterrat gegründet wurde. Dieser agierte auf dem
Boden der bestehenden Verhältnisse und trat für die Abhaltung
demokratischer Wahlen zur badischen Nationalversammlung
ein.22 Neben dem Soldaten- und Arbeiterrat gab es auch
einen Volksrat. Interessant ist seine Zusammensetzung, denn
neben einem Maschinisten, einem Schriftsetzer, einem Steinhauer
und einem Schreiner gehörten ihm auch ein Prokurist,
ein Kaufmann und ein Fabrikant an. Aufgrund der Zusammensetzung
nannte sich dieses Gremium Volksrat. Es löste sich bereits
am 3. Januar 1919 wieder auf, da es keine Aufgaben mehr
hatte.23

Trotz der vergleichsweise ruhigen Lage in Bühl und Umgebung
setzte sich der Verfasser des Leitartikels im ABB vom
25. November 1918 sehr kritisch mit dem damaligen System
der Demokratie und seinen Funktionsträgern auseinander,
nachdem am Tage zuvor der badische Großherzog seinen
Thronverzicht erklärt hatte. Ihnen wurde unter der Überschrift
: „So geht es nicht mehr weiter im Reiche", vorgeworfen,
nicht für die notwendige „Ruhe" und Ordnung zu sorgen.
Stattdessen herrsche in Deutschland bedingt durch die Vielzahl
an Arbeiter- und Soldatenräten „Desorganisation" anstelle
einer „einheitlichen Leitung". Ein diesbezügliches Beispiel war
für ihn die Lebensmittelversorgung, „die an verschiedenen
Stellen schon bedenklich unterbrochen" sei. Zudem befürchtete
er, dass die USA ihre versprochenen Lebensmittellieferungen
stoppen würden, wenn eine ordnungsgemäße Verteilung
nicht gewährleistet sei.


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