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Andreas Klotz
Ferner warnte der Autor davor, dass die Lage im Reich
Frankreich einen Vorwand liefern könnte, deutsche Gebiete zu
besetzen
Der Artikel schließt mit der Feststellung, dass nur eine
Reichsregierung, die „führt", die genannten Gefahren verhindern
kann.24
In einem im Acher- und Bühler Boten speziell an das Bürgertum
gerichteten Artikel vom 27. November 1918 fordert der
Verfasser dieses auf, sich in den zum Teil neuen politischen
Parteien zu engagieren, um auf diese Weise „Einfluss" auf die
Volksregierung zu bekommen. Andernfalls drohe die Gefahr,
„unter die Räder" zu kommen.
Der für den Artikel verantwortliche Redakteur stellt ferner
fest, dass die bürgerlich gesonnnen Menschen, welche u. a. die
Berufe des Arztes, des Rechtsanwalts usw. durchaus zum Wohle
der Allgemeinheit wirken, das politische Leben aber einer
„kleinen Anzahl ideal gesinnter Männer und Arbeiter" überließen
. Er fügte hinzu, dass politisches Engagement des Bürgertums
auch deshalb vonnöten ist, um seinen Platz „im neuen
Staat" behaupten zu können. Es kann festgehalten werden,
dass dieser Artikel im Gegensatz zu den vorherigen über die
bloße polemische Kritik hinausgeht.25
Der Verfasser eines anderen Artikels im Acher- und Bühler
Boten vom 27. November 1918 beklagt den Verlust von
Straßburg und Elsass-Lothringen mit folgenden traurigen
Worten:
„(...) Nicht desto weniger zwingt uns ein schmerzliches
Gefühl der Trauer und der Trennung um eine mit Sorge erzogene
Tochter unserer Mutter Germania die Feder in die Hand.
Die Klänge des alten Soldatenliedes O Straßburg, o Straßburg
du wunderschöne Stadt. Darinnen liegt begraben ein manniger
Soldat werden wach und singen wie ein Grabgesang in
unser Ohr." Der Verlust von Straßburg kam für den Verfasser
einer bewussten Demütigung Deutschlands von Seiten Frankreichs
gleich, zumal dieses für ihn „eine Pflanzstätte der deutschen
Kultur und des deutschen Geisteslebens war". Trotz dieser
Klage glaubt der Verfasser darauf hinweisen zu müssen, dass
Deutschland an dieser Entwicklung eine Mitschuld trägt Er
bezieht dies unter Berufung auf die Kölnische Volkszeitung auf
die herrschenden Verhältnisse in Deutschland.26
Aus der Sicht der Nachkriegszeit interessant und eher ungewöhnlich
wirkt der im ABB veröffentlichte Leserbrief von Karl
Schubert vom 27. November 1918, da er Kritik an das Deutschland
des Ersten Weltkrieges und seinen politischen und militärischen
Funktionsträgern enthält.
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