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Das Ende des Ersten Weltkrieges in Bühl und Umgebung
Der Verfasser des Leserbriefs bemerkt, die Ubergriffe und
Angriffe „unserer Feinde" würden das Verhalten Deutschlands
nicht rechtfertigen, „denn wir hätten uns sagen müssen, dass
sie uns an körperlichen Machtmitteln überlegen sind und gerade
deshalb hätten wir die besseren, die geistigen Mittel zur
Verwendung bringen sollen". Schubert fordert Deutschland
und seine Feinde dazu auf, eine Politik der Versöhnung und des
„gegenseitigen" Respekts zu betreiben. Ferner trat er dafür ein,
das Recht der Meinungsfreiheit zu respektieren und diesem
einen wichtigen Platz im eigenen Leben einzuräumen. Für den
Verfasser des Leserbriefs stellt die Existenz verschiedener politischer
Ansichten in Deutschland kein Problem dar: „Dass wir
in den Ansichten auseinandergehen ist nur natürlich, ja nach
Alter, Stand, Bildung, Erfahrung und Charakter sind unsere
Ansichten verschieden." Für Schubert geht es allein um die
„Sache" in Gestalt einer besseren Zukunft für Deutschland.
Trotz seines Bekenntnisses zur Meinungsfreiheit wäre es
falsch, Schubert als ausschließlichen Befürworter des neuen
politischen Systems zu bezeichnen. So beklagt er, dass in der
neuen Zeit „Treue und Glauben, Vertrauen und Achtung vor
den Behörden" fehlen würden.
Wie viele seiner Zeitgenossen fordert auch Schubert dazu
auf, „Ruhe" bzw. „Ordnung" zu wahren und dem „Feind gegenüber
einig aufzutreten".27
Im Gegensatz zu dem aus der Nachkriegszeit durchaus als
ausgewogen zu bezeichnenden Leserbrief von Professor Karl
Schubert aus Achern zieht der Redakteur des Leitartikels des
ABB vom 24. Dezember 1918 eine ausschließlich negative Bilanz
der Revolution von 1918. So stehe seiner Meinung nach
die „versprochene Versammlungs- und Pressefreiheit nur auf
dem Papier". Auch gehört die Lebensmittelknappheit zum
Alltag der Bevölkerung. Ferner, so der Verfasser des Artikels
vom 24. Dezember 1918, hätten es die neuen Machthaber
nicht geschafft, für mehr Sicherheit zu sorgen. Auf außenpolitischem
Gebiet zeigten sich die Feinde Deutschlands auch
nach dem Wechsel des politischen Systems „unerbittlich und
rachsüchtig".
Ferner beklagt der Verfasser des Artikels, dass die deutsche
Armee „völlig lahm gelegt sei".
Zudem würden die heimkehrenden Soldaten statt „Ruhe,
Sicherheit und Aussicht auf eine bessere Umsturz und Unsicherheit
" in ihrer Heimat vorfinden. Dennoch, so der Verfasser
des Artikels, „überstrahlen die Lichter des Christbaumes das
Grauen vor der Vergangenheit und vor der Zukunft". Seiner
Auffassung nach sollen sich die Menschen des Augenblickes
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