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Das Ende des Ersten Weltkrieges in Bühl und Umgebung
Die Nahrungsmittelknappheit
Zunächst ist zu konstatieren, dass nach Ende des Ersten Weltkrieges
eine große Lebensmittelknappheit den Alltag der
Menschen bestimmte. So wurde in Anzeigen des Bürgermeisteramtes
bekanntgegeben, wer was an Lebensmitteln erhält:
„Heute Freitag den 15. des Monats nachmittags von 4 von bis
6 Uhr wird Wild an die Buchstaben A, B, C, D und E abgegeben
. Fleischkarten sind mitzubringen/' Im November 1918
gab es Nudeln und Malzkaffee aus der geräumten Stadt Straßburg
.30
Ferner gab es vom Lebensmittelamt die Bekanntmachung,
dass jedem Kind bis zum Alter von vier Jahren ein Pfund
Gries pro Monat zusteht und jede Person monatlich Anspruch
auf „ein halbes Pfund Zwiebel" hat. Grundnahrungsmittel
wie „Kartoffel, Milch und Brot" wurden streng rationiert.
Letzteres war zudem nicht immer „nahrhaft" und in geschmacklicher
Hinsicht nicht immer „einwandfrei". Grundlage
der rationierten Lebensmittelversorgung waren Milch,
Kartoffeln und Brot. Beim Brot gab es das Problem, dass es
nicht von besonders guter Qualität war. Auch das Fett war ein
seltenes Gut. In einer Bekanntmachung des Bezirksamtes vom
7. Januar 1919 heißt es, dass es auf 50 Gramm pro Person reduziert
war.31
Auch an Orangen und Zitronen fehlte es. Dies gab der ABB
am 19. Mai 1919 in einer entsprechenden Meldung bekannt.
Grund für diesen Missstand war, dass die entsprechenden Einfuhrgesuche
nicht die erforderliche Bewilligung bekamen, da
das entsprechende Versorgungsgebiet aus der Sicht der zuständigen
Behörden zu klein war. Die Meldung endet mit den Worten
: „Finanzpolitische Erwägungen lassen übrigens die Einfuhrbewilligung
auch weiterhin nur im sehr beschränkten
Umfang zu und nur dann, wenn es sich um die Belieferung
größerer Gebiete handelt."32
Wie rar die notwendigen Grundnahrungsmittel waren,
zeigt auch, dass eine Kommission gebildet wurde, um eine
ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Milch zu gewährleisten
. Die Volksküche war eine weitere Maßnahme gegen
den Hunger. Ihre Träger waren das Gewerkschaftskartell
und der Erwerbslosenrat. Sie gab zunächst an Arbeitslose und
Kurzarbeiter Essen zu höchst verbilligten Preisen aus. Um dieses
lobenswerte Ziel zu erreichen, bedurfte es möglichst vieler
Spenden. Einer der Spender war Otto Eisele, der Wirt der „Grünen
Bettlad". Er ließ den Betreibern der Volksküche eine großzügige
Spende zukommen.33 Das Ziel der Volksküche, eine
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