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Andreas Klotz
Zu den kulturellen Veranstaltungen in der Nachkriegszeit
zählte auch der „dem Ernst der Zeit" entsprechende Familienabend
des katholischen Jugendvereins in Bühl. Auch hier gab
es rezitierte Gedichte und musikalische Darbietungen. Ferner
wurden zwei „kurze Lustspiele" aufgeführt. Ebenfalls kündigte
der Turnverein Achern in der Ausgabe des ABB vom 31. Dezember
1918 einen Unterhaltungsabend für die „heimgekehrten"
Krieger an.
Ein weiteres Problem stellte die Wiedereingliederung der
heimkehrenden Soldaten in das Arbeitsleben dar. Nicht anders
ist es zu erklären, wenn der badische Bauernverband laut
Acher- und Bühler Bote vom 23. November 1918 die „Bauernmädchen
" ersuchte, von einem Umzug in die Stadt abzusehen
und dort anfallende Bürotätigkeiten den heimkehrenden
Soldaten zu überlassen.40 Wie schwer es für sie war, zu Lohn
und Brot zu kommen, zeigt auch die Meldung aus Achern
vom 26. November 1918: „Volksausschuss Achern. Es meldeten
sich bei unserer Arbeitsnachweisstelle Allerheiligen
Straße 32 verschieden heimgekehrte Soldaten von hier und
auswärts zwecks Erlangung von Dauerarbeitsstellen darunter
auch 2 kaufmännische Büroposten und Gemeindebeamte.
Leider können wir bisher nicht alle Arbeitssuchenden unterbringen
, da seitens der Arbeitgeber keine Angebote gemeldet
wurden.
Wir bitten nochmals alle hiesigen und auswärtigen Arbeitgeber
uns offene Stellen stets zu melden."41
Trotz der ernsten sozialen Situation wurde für die heimkehrenden
Soldaten am 30. Dezember 1918 im Kronensaal eine
Feier mit einem abwechslungsreichen Programm abgehalten.
So gab es Darbietungen aus dem Bereich der Volksmusik. Ferner
wurden Gedichte rezitiert. Jeder Soldat erhielt zudem von
der Gemeinde ein Geschenk.42
Ein weiterer Beleg für die schlechte soziale Lage der in Bühl
und Umgebung lebenden Menschen war der Mangel an
Wohnraum, da zwischen 1914 und 1918 keine einzige Wohnung
mehr gebaut wurde. Zudem verstärkte die Truppeneinquartierung
den Mangel an Wohnraum. Die beiden genannten
Tatsachen hatten zur Konsequenz, dass es nach dem Ende
des Ersten Weltkriegs einen Bedarf an 30 neuen Unterkünften
gab. Um diesen Mangel wirksam „verwalten" zu können,
wurde eine Wohnungskommission gegründet. Ihr gehörten
der Bürgermeister, der Stadtbaumeister sowie je ein Vertreter
des Gemeinderats und der Mieter an. Jede freie Wohnung
musste der Kommission gemeldet werden. Die Stadt hatte das
Recht, nicht genutzten Wohnraum zu beschlagnahmen und
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