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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 80
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QQ Karl-August Lehmann

vermeintlichen oder tatsächlichen Ausschweifungen zu unterbinden
:

Trotzdem wir gegenwärtig in einer Zeit der tiefsten nationalen
Erniedrigung leben, finden überall in Dorf und Stadt Vergnügungen
, insbesondere Tanzbelustigungen statt und werden in den
Zeitungen, was fast noch schlimmer ist, öffentlich angekündigt.
Es ist dies ein Beweis, wie wenig sich die Masse unseres Volkes
über den furchtbaren Ernst und das Beschämende unserer Lage
klar ist Auch besteht die Gefahr, dass unsere Feinde...die vielen
Vergnügungsanzeichen als Unterlage dafür benützen, dass unsere
wirtschaftliche und unsere Ernährungslage nicht so schlimm sein
können, wenn das Volk sich in dieser zügellosen Weise den Vergnügungen
hingibt. Der Feind kann aus diesem Treiben ohne
weiteres folgern, dass unsere Versorgung mit Lebensmitteln nicht
so brennend sei, und dass Deutschland zur Leistung noch größerer
Kriegsentschädigungen tragfähig genug sei [.. J14

Entsprechend waren in jenem Jahr Fastnachtsveranstaltungen
und das Tragen von Masken verboten.

Demokratische Akzente

Nicht nur die wirtschaftliche Not, auch die unsichere künftige
politische Entwicklung trieb die Menschen um. Für die bevorstehenden
Wahlen zur Nationalversammlung hielten die Parteien
Wahlveranstaltungen ab. Stark vertreten in der stockkatholischen
Gemeinde war natürlich das Zentrum, Auftritte
anderer Parteien schienen kaum der Erwähnung wert. Große
Begeisterung durfte keine politische Organisation erwarten,
denn die Menschen hatten andere Sorgen. So hielt sich der
Andrang der Besucher in Grenzen.15

Die erste Wahl im neuen demokratischen Umfeld bestätigte
im Wesentlichen die politischen Kräfteverhältnisse der Kaiserzeit
. Daran änderten auch die erstmals wahlberechtigten
Frauen nichts, die wohl eher konservativ wählten und nicht die
Partei favorisierten, die sich jahrelang für das Frauenwahlrecht
eingesetzt hatte. Immerhin hielten sie eigene Wahlveranstaltungen
ab.

Das Zentrum behauptete seine überragende Stellung, die
Parteien der „Weimarer Koalition" (SPD, Z, DDP) erhielten auf
lokaler Basis stets stabile Mehrheiten. Die dominierende Rolle
des Zentrums und die Ergebnisse für die anderen Parteien liegen
auf der Hand:

In dem katholischen Ort ließen sich die Protestanten an
zwei Händen abzählen. Neben kleineren Handwerksbetrieben,


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