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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 82
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QO Karl-August Lehmann

Auch auf lokaler Ebene bahnte sich eine Zäsur an. 26 Jahre
hatte Landolin Jilg, Kornbauer vor Hagenbach, die Geschicke
der Gemeinde geleitet und brachte es somit auf die bis dahin
längste Amtszeit eines Bürgermeisters. Jetzt wollte der konservative
Mann sich in die neuen Verhältnisse nicht mehr hineindenken
und ihnen Rechnung tragen.17 Er dankte ab.

Am 20.01.1920 wählte die Gemeinde einen neuen Bürgermeister
. Lukasbauer Fridolin Lehmann erhielt 366 Stimmen,
auf Bäckermeister Cölestin Läufer entfielen 269 Stimmen, 18
Stimmen verteilten sich auf weitere Personen. Mit Fackelzug,
Böllerschüssen, Musikständchen, Chorgesang, Feierreden und
Zutrunk feierte man das Wahlergebnis.

Hilfe in der Not

Mit Bangen und Befürchtungen treten wir in das neue fahr.18 Pfarrer
Busse schien beinahe hellseherische Fähigkeiten zu besitzen,
als er seine Aufzeichnungen zu Beginn des Jahres 1920 fortsetzte
. Doch zuerst freute sich die Bevölkerung über die Heimkehr
der letzten Kriegsgefangenen. Aus diesem Anlass plante
die Gemeinde ein Fest. Es sollte nach der Fastenzeit am Ostermontag
stattfinden. Ein Festausschuss mit Bürgermeister, Gemeinderäte
, Hauptlehrer, Ortspfarrer, Beamte der Sparkasse und der
Kommandant der Freiwilligen Bürgerwehr19 organisierte das Fest.

Obwohl es an dem Festtag Bindfäden regnete, waren die Häuser
beflaggt und geschmückt. Die Vereine rückten zum gemeinsamen
Gottesdienst aus, am Nachmittag zog der Festzug ins
Obertal. In manchen Gaststätten wurde sogar ein bißchen getanzt
, aber nicht offiziell. Für jeden Heimkehrer gab es 50 Mark
aus der Gemeindekasse, dazu Berechtigungsscheine für den
Bezug von zwei Pfund Ochsenfleisch und 5 Brezeln.

Tags darauf gedachte die Gemeinde nochmals der Toten des
Krieges.

Die Feier übertünchte die tatsächliche Not. Schon im Vorfeld
des Festes hielt man eine öffentliche Sammlung für die
Kriegsteilnehmer ab. Viele kämpften selbst um die alltägliche
Nahrung, so war das Ergebnis nicht glänzend.20

Der Alltag zeichnete dieses Bild nach: Hochzeiten finden meistens
auswärts statt, nur noch die standesamtliche Trauung wird hier
abgehalten. Die Kosten eine Hochzeit zu halten laufen für die Brautleute
selbst zu hoch wie auch für die übrigen Teilnehmer.21

Die Gemeinde selbst versuchte die ärgste Not zu lindern.
Vor allem der Bedarf an Wohnungen war enorm gestiegen.
Viele Ehen waren trotz der Kriegsjahre geschlossen worden
und die Ehefrauen blieben bis zum Friedensschluss bei ihren


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