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Kehl im letzten Kriegsjahr: Aus dem Tagebuch des Mathias Nückles V
"Auf der Sieqesbahn, allzeii voran! -
Abb. 3: Voller Siegeszuversicht
: der Türke,
der Deutsche, der
Österreicher und der
Bulgare
Trotzkis Position verschlechterte sich allerdings zusehends
- zunächst durch den Friedensschluss mit der Ukraine, welcher
den Deutschen den Zugriff zur dortigen „Kornkammer" verhieß
. Als die Mittelmächte den Waffenstillstand nicht mehr
verlängerten und deutsche Truppen erneut an der Ostfront
angriffen, gelang innerhalb weniger Tage ohne nennenswerten
Widerstand die Besetzung des Baltikums, ganz Weißrusslands
und der Krim.8 Schon am 20. Februar waren die Siegesnachrichten
von der Eroberung des sogenannten Ostimperiums bis
Kehl gelangt, wie Nückles am folgenden Tag notierte: „Gestern
hing an der Post eine günstige Kriegsdepesche: die Unsrigen
marschieren auf breiter Front auf Petersburg zu, sie haben
schon wieder 200 Geschütze und unabsehbares sollendes Material
' erbeutet und 2500 Gefangene gemacht." Außerdem berichtete
er voller Vorfreude, „daß die Bolschewiki nun gewillt
sind, den Frieden unter jeder Bedingung zu unterzeichnen. [...]
Für Rußland gibt es keine Rettung mehr, der Zusammenbruch
geht unaufhaltsam weiter."
Tatsächlich blieb den Sowjets keine andere Wahl, als die
diktierten Bedingungen zu akzeptieren und am 3. März den
Friedensvertrag von Brest-Litowsk zu unterzeichnen. Zwar
schien Tagebuchschreiber Nückles sehr erleichtert, doch registrierte
er auch, welch harte Bedingungen die Mittelmächte den
Sowjetrussen aufoktroyiert hatten: „Der Friedensvertrag mit
Rußland [...] ist eine große Demütigung für Groß-Rußland. Die
Randstaaten lösen sich alle von dem großen Reiche ab und
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