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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 106
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Ute Scherb

Zwischen Faszination und Bedrohung: Flieger über Kehl

Schließlich drang das Kriegsgeschehen selbst bis nach Kehl -
zwar nicht, wie in den vergangenen Jahrhunderten, durch eine
Invasion zu Lande, sondern diesmal aus der Luft. Flieger wurden
nicht nur im Kampfgebiet eingesetzt, sondern auch zur
Zerstörung in gegnerischen Städten. Schon 1914 bombardierten
die ersten britischen Flieger Ziele im Kaiserreich, insbesondere
Zeppelinwerke und -hallen in Friedrichshafen, Köln und
Düsseldorf. Deutsche Flieger bombardierten noch im selben
Jahr Paris, im späteren Kriegsverlauf dann vor allem London
mit der Absicht, die britische Bevölkerung zu demoralisieren.25
Schon im Frühjahr 1915 fielen Bomben auf Straßburg,26 im
August 1915 griffen französische Flugzeuge Offenburg an,27
Anfang September 1917 traf es Lahr,28 und man meint eine
gewisse „Gewöhnung" an die Bombenabwürfe herauszuhören,
wenn Nückles am 4. Januar 1918 bemerkte: „Gestern Abend
um Vz 9 Uhr und heute früh um 3 Uhr waren wieder einmal
feindliche Flieger da, die Abwehrgeschütze haben fest gedonnert
." Mindestens einmal pro Woche berichtete er von Fliegeralarmen
, meist nur ganz lapidar, wie am 12. August: „Um
Vz 11 Uhr ins Bett; um Vzl2 Uhr schon wieder Fliegeralarm und
die Abwehrgeschütze donnern, doch ist der Alarm bald vorbei
." Manchmal nahm er sich mehr Zeit, den Ablauf zu schildern
, wie zum Beispiel am 11. Juli, als es schon am Vormittag
losging: „Um 3ä 9 Uhr donnern plötzlich Kanonen. Ich springe
hinaus und höre jetzt auch in Straßburg die Alarmsirenen heulen
. Der ganze Himmel ist bereits voller Schrapnellwolken,
dabei donnert noch immer Schuß auf Schuß. Man sieht auch
die feindlichen Flieger; 12 Stück zähle ich. Nachdem der Lärm
vielleicht eine halbe Stunde gedauert hat, wird es wieder still.
Aber nach einer weiteren halben Stunde kommen sie wieder;
12 Stück, von zwei unserer Flieger verfolgt. Die Abwehrgeschütze
und das Maschinengewehr auf der Kaserne schießen
ohne Unterlaß, aber keinen einzigen Treffer erzielen sie, obgleich
die Höhe, in der die Feinde fliegen, kaum 1500 m beträgt
." Ähnliches musste er eine gute Woche später nochmals
erleben, als es erneut zu einem morgendlichen Angriff kam,
der, so schien es ihm, direkt auf Kehl zielte: „Kurz nach Vz 8
Uhr ertönen wieder die Sirenen. Ich springe schnell ins Bureau
hinauf und schaue zum Fenster hinaus. Da kommen sie - gerade
über den Rhein - 10 Stück in 2 Gruppen. [...] Ich habe sie
noch gar nie so nahe gesehen. Ich steige jetzt aufs Dach u. sehe
ihnen nach." Selbstverständlich wurde regelmäßig in den Zeitungen
und mit Anschlägen davor gewarnt, bei Alarm vor die


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