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Ute Scherb
Abb. 12: Ohne
Schuld? Propagandapostkarte
mit
Wilhelm IL
Folgen bleiben würde, stand
schnell fest: „Gute Nacht, Pioniere
, das wird etwas geben!
Der Ermordete liegt droben im
Maschinenhaus. - Wie ich später
erfahre, soll der Hauptmann
Schmidt der Anstifter
des Blutbades sein. Er wird es
wohl büßen müssen/' In der
Nacht vom 9. auf den 10. November
kam es auch in der
Kehler Pionierkaserne zu Umwälzungen
. Als Nückles am
nächsten Morgen zur Arbeit
fuhr, traf er schon nach wenigen
Metern einen Bekannten,
der ihm erzählte, „daß bei den
Pionieren sich heute Nacht ein
Arbeiter- und Soldatenrat gebildet
" habe. „Sämtliche Offiziere
sind entwaffnet. Die
Sache ist mit der größten Ruhe
vor sich gegangen." Im Gegensatz
zu anderen Garnisonsstädten
wie Lahr oder Offenburg
verbündeten sich die
Soldaten in Kehl sofort mit
den Arbeitern.33 Als erstes wurden
die Leiter des Bezirksamts
und der Stadtverwaltung herbeizitiert
: „Wie ich höre, wurden der Gr[oßherzogliche] Amtsvorstand
, Geheimrat Dr. Holderer [und] Bürgermeister Dr. Weis
aus den Betten heraus von den Soldaten verhaftet und zur Kaserne
verbracht, wo sie dann durch ihre Unterschrift den Arbeiter
- und Soldatenrat anerkannten, worauf man sie wieder entließ
." Natürlich wollte sich Nückles selbst ein Bild machen:
„Gehe nach 10 Uhr hinunter an den Bahnhof, da kann man
etwas sehen. Eine Masse Menschen, die Mehrzahl davon Soldaten
, stehen da, daß man fast nicht durchkommen kann.
Dazu werden von Straßburg ständig Wagen, Geschütze, Autos,
Lebensmittel, eine Herde Rindvieh von mindestens 1000 Stück
herübergebracht. Sämtlichen ankommenden Offizieren und
Mannschaften werden die Waffen abgenommen und die Achselstücke
; bzw. Achselklappen abgerissen. Die Deutsche Revolution
ist da!"
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