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Ute Scherb
Auch das Abheben der Gelder auf Sparkassen und Banken war
ein Zeichen der allgemeinen Beunruhigung/'38 Leidtragende
der militärischen und politischen Entwicklung sollte jedoch
nur Kehl sein, das als Brückenkopf einen guten Monat später,
nämlich am 29. Januar 1919, französisch besetzt wurde. An
diesem Tag befahlen die neuen Machthaber den Bürgermeister
und den Bezirksamtsvorstand sowie einige weitere Honoratioren
auf den Marktplatz, wo General Andre Hirschauer hoch zu
Ross die zum Teil sehr harschen Besatzungsbedingungen diktierte
.
Laut Artikel 428 und 429 des Versailler Vertrags sollte die
Besetzung als Sicherheit für die Erfüllung der Bedingungen
fungieren und mindestens bis 1935 andauern. Tatsächlich
zogen sich die Franzosen schon fünf Jahre früher wieder zurück
.
Anmerkungen
1 Dorf Kehl war bis 1909 eine selbstständige Gemeinde und wurde erst 1910 mit der deutlich kleineren
Stadt Kehl vereinigt. Vgl. Ute Scherb: Ein steiniger Weg: Die Vereinigung von Dorf und
Stadt Kehl. In: Stadt Kehl (Hrsg.): Im Zeichen der Vereinigung. Kehl im deutschen Kaiserreich,
Kehl2010, 251-260.
2 Am Ende des Tagebuchs führte Nückles Statistiken: Eine Gehaltsstatistik, eine Auflistung der
Schatzungsrats-Sitzungen des Gemeinderates, an denen er teilgenommen hatte, Angaben über
das im Jahr von ihm in der Trotte verarbeitete Obst sowie eine Urlaubsstatistik. Niemals verreiste
er, sondern er nutzte die freien Tage, zum „Mistführen", Weizen „auf [zu]putzen", „Rotrüben [zu]
setzen" oder „ Kartoffel [n] aus [zu] machen".
3 Erhalten blieben außerdem Tagebücher für 1909, 1921, 1922 und 1923, die ebenfalls Quellen von
hohem Wert darstellen. Sämtliche Tagebücher befinden sich heute in Familienbesitz. Für die
freundliche Erlaubnis, diese auszuwerten, danke ich Herrn Fritz Göppert und Herrn Kurt Nückles
sehr herzlich. Fritz Göppert stellte mir außerdem seine mit großer Sorgfalt angefertigten Transkriptionen
zur Verfügung, die mir die Arbeit ganz wesentlich erleichterten.
4 Hier irrte Nückles, denn die Wiederaufnahme der Verhandlungen fand nicht am 4. Januar, sondern
erst fünf Tage später statt und Brest-Litowsk war der Sitz des deutschen Oberbefehlshabers
im Osten. Vgl. Kochanek, Hildegard: Friede von Brest-Litowsk. In: Hirschfeld, Gerhard u.a.
(Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Paderborn u.a. 2009, 506-508.
5 Vgl. Münkler, Herfried: Der große Krieg. Die Welt 1914-1918. 3. Aufl. Berlin 2013, 666.
6 Wilson bezeichnete in seiner Rede die Annexion von Elsass-Lothringen als ein Unrecht, „das den
Weltfrieden während nahezu 50 Jahren beunruhigt hat". Zit. nach: Münkler, S. 654. Zu Wilson
siehe auch: Waechter, Matthias: Wilson, Woodrow. In: Hirschfeld u.a. (Hrsg.): Enzyklopädie,
971 f.
7 Vgl. Leonhard, Jörn: Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs. München 2014,
808.
8 Vgl. Münkler: Der große Krieg, 668.
9 Vgl. Kochanek: Friede von Brest-Litowsk, 506-508.
10 Vgl. Hirschfeld, Gerhard und Krumeich, Gerd: Deutschland im Ersten Weltkrieg. Frankfurt am
Main 2013, 244-247.
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