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Christian Würtz
Gefängnisses, im Vorstand der städtischen Kleinkinderbewahr-
anstalt, im Stiftungsrat der Pfarrei St. Johann, er wurde erster
Präsident der neu errichteten katholischen Kirchensteuervertretung
für Baden, Vorstandsmitglied im Kunstverein, Vorsitzender
des Freiburger Männergesangvereins und arbeitete bei
der Görres-Gesellschaft mit.14
In Freiburg traf er auch auf einen anderen Ortenauer, nämlich
auf Heinrich Hansjakob, der von 1884 an als Pfarrer von
St. Martin wirkte. In seinen „Dürren Blättern" erinnerte er
sich an Fehrenbach: „Fehrenbach, den ich erst kennen lernte
seitdem ich in Freiburg bin, singt zu Gottes Ehre beim Martinschor
und kommt am Sonntag nach dem Gottesdienst regelmäßig
zum Pfarrer, um mit demselben einen kleinen Spaziergang
zu machen. Er ist ein frischer, heiterer, geistvoller
Mann und hat meine ganze Sympathie."15 Gemeinsame Urlaubstage
im Schwarzwald schlössen sich an diese Begegnungen
an.16
Nach der Jahrhundertwende kehrte Fehrenbach wieder in
den Badischen Landtag zurück, wo er schon bald den Vorsitz
der Zentrumsfraktion übernahm und dann zum Kammerpräsidenten
aufstieg. Der Parteivorsitzende Theodor Wacker pries
aus diesem Anlass Fehrenbach geradezu überschwänglich:
„Dem neuen Kammerpräsidenten geht der allseits anerkannte
Ruf eines hervorragenden tüchtigen Leiters von Versammlungen
voraus. Er ist auch ein hervorragender tüchtiger Redner in
Debatten und als eine der besten Arbeitskräfte der Kammer
bekannt. Das Zentrum darf stolz sein, der Volksvertretung und
dem Land eine solche Kraft zur Verfügung stellen zu können
."17 Im Landtag kämpfte er weiterhin um einen Abbau der
Kulturkampfgesetze, wobei er eine kompromissbereite Haltung
einnahm. Ein wichtiges Anliegen war ihm die Wiederzulassung
der Orden. Allerdings konnte er nur geringe greifbare Erfolge
erzielen, weswegen er schließlich nicht mehr für den
Landtag kandidierte.
Dieser Entschluss mag ihm auch deshalb leicht gefallen
sein, da er seit 1903 für die Ortenau, genauer für den Wahlkreis
Kenzingen-Ettenheim-Wolfach-Lahr, im Reichstag in Berlin
saß. Dort zählte er die ersten Jahre zu den Hinterbänklern, die
kaum in Erscheinung traten. Nur selten ergriff Fehrenbach im
Reichstag das Wort. Neben der parlamentarischen Arbeit war
Fehrenbach im ganzen Reich als ein gefragter Redner bei katholischen
Veranstaltungen unterwegs. So trat er 1900 erstmals
bei einer Generalversammlung der Katholiken Deutschlands,
wie damals die Katholikentage hießen, als Redner auf. 1907
dann war er Präsident des Katholikentages in Würzburg.18
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