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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 131
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Constantin Fehrenbach, ein Reichskanzler mit Ortenauer Wurzeln

Die Zaberner Rede

Schlagartig rückte Fehrenbach im November 1913 durch seine
vielbeachtete „Zaberner Rede" vor dem Reichstag in die vordere
Reihe der Parlamentarier in Deutschland, und auch im
Ausland wurde man nun auf ihn aufmerksam. Anlass dieser
Rede war ein Vorfall im Garnisonstädtchen Zabern (Saverne)
im Elsass,19 das nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71
zusammen mit Lothringen vom Deutschen Reich annektiert
worden war. Viele Bewohner dieses „Reichslands" hatten große
Vorbehalte gegen die Berliner Regierung wie gegen Deutschland
überhaupt und fühlten sich als Bürger zweiter Klasse. Die
im Reichsland stationierten preußischen Truppen sahen viele
als Besatzungsmacht an, weswegen auf ihr Verhalten besonders
sensibel reagiert wurde.

Darauf nahm jedoch ein junger preußischer Leutnant namens
von Forstner20 keine Rücksicht. Während einer Instruktionsstunde
vor Rekruten ließ er sich zu der Aussage herab:
„Wenn Sie angegriffen werden, dann machen Sie von Ihrer
Waffe Gebrauch; wenn Sie dabei so einen Wackes21 niederstechen
, dann bekommen Sie von mir noch zehn Mark." Außerdem
sollten sich die elsässischen Rekruten bei dem Leutnant
mit den Worten „Ich bin ein Wackes" melden. Als diese Äußerungen
durch die örtliche Presse bekannt wurden, kam es zu
Protesten und Demonstrationen der Bevölkerung. Um den folgenden
Unruhen und der antipreußischen Stimmung Herr zu
werden, griff das Militär zu willkürlichen Festnahmen einiger
Demonstranten und auch von nur zufällig anwesenden Passanten
, obwohl dies Sache der zivilen Stellen gewesen wäre.
Schließlich patrouillierten Soldaten mit geladenen Gewehren
und aufgepflanzten Bajonetten durch Zabern. Kaiser Wilhelm
IL, der sich zu dieser Zeit auf der Jagd in Donaueschingen aufhielt
, unterschätzte anfänglich die Bedeutung des Vorfalls und
die Reaktionen darauf vollkommen und stellte sich ganz auf
die Seite des Militärs. Die Empörung dehnte sich angesichts des
uneinsichtigen und arroganten Verhaltens des Militärs in ganz
Deutschland aus. Denn es ging nun nicht mehr um das Verhalten
eines unreifen Leutnants in Zabern, sondern es ging um
die grundsätzliche Frage, ob das Militär Vorrang vor zivilen
Stellen habe.

Aufgrund eines Antrags elsässischer Reichstagsabgeordneter
kam es zu einer Debatte im Reichstag.22 Kriegsminister Erich
von Falkenhayn sowie Reichskanzler Theobald von Bethmann-
Hollweg stellten sich vor das Militär und argumentierten mit
einer angeblich von der Zivilbehörde nicht mehr zu bewälti-

Abb. 5: Fehrenbach
als Landtagsabgeordneter
(Landesarchiv
Baden-Württemberg,
Abt. Generallandesarchiv
Karlsruhe 231,
2937 [610a])


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