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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 132
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Christian Würtz

genden Notstandssituation. Zum Sprecher der die Ansicht der
Regierung scharf kritisierenden Reichstagsmehrheit, die von
den Nationalliberalen bis hin zur Sozialdemokratie reichte,
wurde Fehrenbach. Er schien hierfür als Badener und damit als
Nachbar zu Elsass-Lothringen bestens geeignet.

Fehrenbach erfasste die empörte Stimmung im Reichstag
und brachte sie in freier Rede ins Wort. In der häufig durch
lebhaften Beifall und zustimmende Zwischenrufe unterbrochenen
Rede führte er u. a. aus:

„Meine Herren, das Unzulängliche, hier wird es Ereignis. Das
Unbeschreibliche, hier ist es getan.23 Das sind leider die Empfindungen
, mit denen wir den Vorgängen in Zobern während des
Monats November gegenüberstehen, mit denen wir aber leider
noch mehr den Ausführungen gegenüberstehen, die wir vorhin
von der Regierung gehört haben. Zu diesen Empfindungen gesellt
sich aber auch das Gefühl der Beschämung, dass sich das im
Deutschen Reich ereignen konnte. [...]

Meine Herren, das Recht geht voran, und wenn der Herr
Reichskanzler gesagt hat: Schützen des Rechts, aber auch Schützung
der öffentlichen Gewalt, dann sage ich: Das zarteste Pflänz-
chen, das hier des meisten Schutzes bedarf, ist Recht und Gesetz,
und wenn Recht und Gesetz beeinträchtigt werden durch irgend-
wen, auch durch eine öffentliche Gewalt, dann sind die hiesigen
Stellen berufen, hier Remedur eintreten zu lassen und für das
geschwächte Recht ein mächtiges Wort auszusprechen. [...] Auch
das Militär untersteht dem Gesetz und dem Recht, und wenn wir
zu den Zuständen kämen, das Militär ,ex lex' [außerhalb des
Gesetzes] zu stellen und die Zivilbevölkerung der Willkür des
Militärs preiszugeben, dann, meine Herren: finis Germaniae. [...]

Die Empörung im Elsass über die Bezeichnung yVackes', namentlich
in Verbindung mit der Prämie von zehn Mark für das
Niederstechen, ist begründet, ist gerechtfertigt, und die Elsässer
haben das Recht, sich das zu verbitten und eine entsprechende
genügende Bestrafung des Sünders zu verlangen. Und wenn ihnen
diese Gerechtigkeit nicht zuteil wird, so versagt der Gerechtigkeitssinn
unserer Behörde. Man soll die Sache nicht zu leicht
nehmen! [...]

Meine Herren, nach der Auffassung, die die Herren Militärs
bei der Regierung heute über die Beleidigung gegenüber den El-
sässern kundgegeben haben, ist es wirklich nötig, noch einige
Beispiele zu bringen, um es ihnen zum Bewusstsein zu bringen.
Wir Freiburger haben einen Übernamen. Das ist in der ganzen
Welt so. Jede Stadt hat einen Übernamen. Die Karlsruher haben
auch einen Übernamen. Ich werde mich hüten, Ihnen diese


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