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Constantin Fehrenbach, ein Reichskanzler mit Ortenauer Wurzeln
bis Juni 1918 die Sitzungen des Interfraktionellen Ausschusses.
Wie sehr Fehrenbachs Ansehen in den letzten beiden Kriegsjahren
gestiegen war, zeigt auch, dass er von den Mehrheitsparteien
als Kanzlerkandidat geführt wurde.31
Höhepunkt der politischen Karriere im Kaiserreich war
schließlich die nahezu einmütige Wahl zum Präsidenten des
Deutschen Reichstags am 8. Juni 1918.32 Ein wichtiges Projekt,
das auf der politischen Tagesordnung stand, war die Reform der
Reichsverfassung hin zu einer parlamentarischen Demokratie.
Im Oktober 1918 konnte sie verabschiedet werden. Der Kanzler
war fortan nicht mit dem Kaiser, sondern dem vom Volk gewählten
Reichstag verantwortlich. Fehrenbach war mit dieser
Entwicklung zufrieden, weiterer Verfassungsreformen hin zu
einer Republik hätten es seiner Ansicht nach nun nicht mehr
bedurft.33
Zum neuen Reichskanzler ernannte Kaiser Wilhelm Prinz
Max von Baden. Doch diese Veränderungen kamen zu spät, um
das Ende der Monarchie noch aufzuhalten. Die militärische
Lage war aussichtslos, die Matrosen begannen zu meutern, es
kam im ganzen Reich zu Unruhen und zur Revolution: aus
dem deutschen Kaiserreich wurde eine Republik. Am 9. November
1918 verkündete Prinz Max die Abdankung des Kaisers
und übergab die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert. Er
sollte sie nach der Bestätigung durch die Arbeiter- und Soldatenräte
als Vorsitzender des Rats der Volksbeauftragten zusammen
mit Hugo Haase für die nächsten gut drei Monate führen.
Eine der ersten Entscheidungen, welche die neue Regierung zu
treffen hatte, war die Annahme des für Deutschland drückenden
Waffenstillstands, mit dem die Kampfhandlungen des
Ersten Weltkriegs zu Ende gingen.34
Am Beginn der Weimarer Republik:
Fehrenbach als Präsident der Nationalversammlung
Für Fehrenbach brach angesichts der militärischen Niederlage
und des politischen Umsturzes eine Welt zusammen. Er hatte
noch am 10. November an der Sitzung der neuen Regierung
unter Ebert als Vertreter des Reichstags teilgenommen, in der
die Annahme des Waffenstillstands beschlossen wurde, der am
folgenden Tag unterzeichnet wurde. Da auch das Reichstagspräsidentenpalais
in Berlin beschossen worden war, zog sich
Fehrenbach noch am 10. November völlig niedergeschlagen in
seine badische Heimat zurück. Auf einer Parteiversammlung in
Offenburg schloss er seine Rede mit den Worten „Finis Germa-
niae" und warf sich weinend über den Tisch.35
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