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Christian Würtz
Abb. 6: Das Reichstagspräsidentenpalais
(Wikimedia
Commons)
Doch schon in den nächsten Tagen erkannte er die einschneidenden
Veränderungen als unabänderlich an, er stellte
sich auf den Boden der jungen Republik, kehrte nach Berlin
zurück und griff wieder in die Politik ein. Gegenüber Ebert erklärte
er, dass ihm eine feindliche Handlungsweise gegen die
neue Regierung durchaus fernliege und er nicht die Absicht
habe, die Regierung zu stürzen, sondern zu stützen.36
Als am 19. Januar 1919 die verfassunggebende Nationalversammlung
gewählt wurde,37 führte Fehrenbach die badische
Landesliste des Zentrums an und konnte so erneut ein
Mandat erringen. Die Aufgabe der Nationalversammlung war
eine dreifache: sie hatte vor allem eine neue Verfassung auszuarbeiten
, dann fiel ihr die Aufgabe zu, über die Annahme des
Friedensvertrages abzustimmen und schließlich fungierte sie
als Legislative, bis erstmalig ein Reichstag gewählt werden
konnte.38
Als Anfang Februar die Nationalversammlung in Weimar
zusammentrat, wählten die Abgeordneten Eduard David zu
ihrem Präsidenten und Fehrenbach zu einem der drei Vizepräsidenten
. Nachdem Ebert von der Versammlung zum Reichspräsidenten
gewählt worden war und er Philipp Scheidemann
zum Reichsministerpräsidenten, wie damals der Reichskanzler
noch hieß, ernannt hatte, wechselte David in die Regierung,
sodass der Präsidentenposten vakant war. Daraufhin wurde
Fehrenbach mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt.39
Er sollte dieses Amt bis zum Ende der Nationalversammlung
innehaben.
Die erste wichtige Entscheidung und wohl auch die schwierigste
, welche die Nationalversammlung zu treffen hatte, war
die Frage, ob der Friedensvertrag mit den Siegermächten des
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