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Constantin Fehrenbach, ein Reichskanzler mit Ortenauer Wurzeln
Weltkrieges angenommen werden solle.
Obgleich die Waffenstillstandsbestimmungen
schon sehr hart und drückend
für das Deutsche Reich gewesen waren,
hofften viele auf einen milden Frieden,
wobei man auf das 14-Punkte-Programm
des amerikanischen Präsidenten Wod-
row Wilson vertraute. Umso schockierter
und niedergeschlagener war die deutsche
Bevölkerung wie die Politik, als der Ver-
sailler Vertrag, den die Siegermächte
ohne Beteiligung Deutschlands in Paris
ausgearbeitet hatten, bekannt wurde.
Der Inhalt übertraf die schlimmsten Befürchtungen
. Besonders ablehnend
wurde der Artikel aufgenommen, durch
den Deutschland die alleinige Kriegsschuld
und damit verbunden die Leistung
von Reparationen auferlegt wurde.
Die Alliierten waren nicht bereit, auf
die deutschen Gegenvorstellungen einzugehen
, sondern setzten vielmehr ein
Ultimatum zur Annahme des Vertrages,
andernfalls werde Deutschland militärisch
besetzt. Daher blieb der Nationalversammlung
angesichts der militärischen Unterlegenheit der
deutschen Truppen letztlich keine andere Wahl, als die Reichsregierung
für ermächtigt anzusehen, den Friedensvertrag zu
unterzeichnen. Fehrenbach, der nach anfänglicher strikter
Ablehnung des Vertrags mittlerweile erkannte hatte, dass eine
Annahme die einzig sinnvolle Möglichkeit war, gelang es, eine
namentliche Abstimmung zu verhindern, sodass eine Mehrheit
zustande kam.40
Nun stand als nächste wichtige Entscheidung die Verabschiedung
der neuen Verfassung an. Einen Entwurf hatte der
Berliner Juraprofessor, Abgeordnete und Innenminister Hugo
Preuss auf Wunsch Eberts ausgearbeitet. Nach zahlreichen Abänderungen
konnte die Verfassung mit breiter Zustimmung
angenommen werden.41 Zentrale Verfassungsprinzipien waren
die Volkssouveränität, die Gewaltenteilung und die Grundrechte
, darunter erstmals die staatsbürgerliche und familienrechtliche
Gleichstellung der Frauen. Weitere Strukturelemente
bildeten die repräsentative Demokratie mit einer dem Parlament
verantwortlichen Regierung, die plebiszitäre Demokratie
mit Volksabstimmungen und die Präsidialdemokratie mit
Abb. 7: Mit dem frisch vereidigten Reichspräsidenten
Ebert auf dem Balkon des Theaters
in Weimar (Bundesarchiv Berlin Bild
146-1978-042-11)
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