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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 138
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Christian Würtz

einem starken, direkt gewählten Präsidenten", der als „Kaiserersatz
" oder „Ersatzkaiser" bezeichnet wurde.42

Nach Annahme der Verfassung konnte Fehrenbach vor der
Nationalversammlung festhalten: „Wir stehen am Schlüsse
eines wichtigen, hochbedeutsamen Werkes, auf das die verfassunggebende
deutsche Nationalversammlung stolz sein kann, und
auf das wir jetzt Gottes Segen herabwünschen. [...] So legen wir
nun die Verfassung in die Hände des deutschen Volkes, das wir
dadurch zum freiesten Volke der Erde gemacht haben. Nicht
mehr von Herrschern wird es regiert. Seine Geschicke sind ausschließlich
ihm selbst anvertraut. Ihm stehen nicht mehr Regierungen
vor, auf deren Zusammensetzung es kaum einen
Einfluß auszuüben hatte. Die politische Gewalt ruht bei der aus
allgemeinsten und freiesten Wahlen hervorgegangenen Volksvertretung
und dann schließlich in ganz besonderen Fällen beim
Volke selbst. Die Grundlagen für freieste Betätigung aller im
Volke schlummernden Kräfte im politischen, wirtschaftlichen
Leben sind gelegt."43

Nachdem die Verfassung vom Reichspräsidenten unterzeichnet
und im Reichsgesetzblatt veröffentlicht worden war,
nahm Fehrenbach den Eid des Reichspräsidenten Ebert auf die
neue Verfassung vor der Nationalversammlung ab. In seiner
anschließenden Rede knüpfte Fehrenbach an die gemeinsame
Herkunft aus dem Badischen an: „Sie sind aus dem Volke hervorgegangen
. Wir beide, die heute bei diesem denkwürdigen
Vorgang einander gegenüberstehen, wissen und bekennen mit
frommem Angedenken an unsere heimgegangenen Eltern, daß
bescheidene Heimstätten im Badener Land am Fuße des Oden-
waldes und auf den Höhen des Schwarzwaldes die Tage unserer
Kindheit beschirmten."44 Ebert griff dies in seiner Erwiderung
auf: „Herr Präsident! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für
die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich
danke Ihnen ganz besonders dafür, daß Sie in Ihren Worten
Erinnerungen an unsere gemeinsame, engere liebe Heimat mitklingen
ließen."45

Bis zu den Neuwahlen im Frühjahr 1920 blieb die Nationalversammlung
als Parlament im Amt, wobei sie ihren Sitz nun
nach Berlin verlegte. Der Journalist Erich Dombrowski würdigte
Fehrenbachs Amtsführung mit folgenden Worten: „Er
präsidierte mit Würde, mit Anstand und Humor. Manchmal
beklagten Die ganz rechts und Die ganz links sich über ein
bißchen Parteilichkeit, bisweilen, wenns im Haus gar zu bunt
herging, wetterte er wie ein donnernder Feldwebel, mitunter
fuhr er Herrn Traub oder Herrn Henke über den Mund, ab und
zu handhabte er die Geschäftsordnung des Hauses auch wie


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