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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 145
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Constantin Fehrenbach, ein Reichskanzler mit Ortenauer Wurzeln

32jährige in die Gemeindevertretung
seiner Heimatstadt Freiburg eintrat,
wurde er bald vermöge seiner Gaben auf
den Präsidentenstuhl berufen. Derselbe
Ruf ist an ihn ergangen in der badischen
Zweiten Kammer, im Reichstag, in der
Nationalversammlung. In drei Jahrzehnten
deutscher Parlamentsgeschichte hat
er seinen Namen als Abgeordneter, als
Parteiführer und als Präsident tief eingegraben
. Das Schicksal hat ihn in die
schwerste Zeit gestellt, die unser Land
durchzumachen hatte, und hat ihm die
schwierigsten Posten in dieser Zeit gegeben
, die das deutsche Volk überhaupt
vergeben kann. Die Nachrichten von
verschiedenen Kriegsschauplätzen um-
düsterten bereits den Himmel, als er hier
in diesem Hause das Erbe Kaempfs antrat
. Als dann dem Niederbruch die Umwälzung
folgte, versuchte er, durch Einberufung
des alten Reichstags dieser
Umwälzung möglichst legale Formen zu
geben. Als aber sein Auge erkannte, was unabwendbar war, da
hat er sich fest und entschlossen auf die neue Staatsform eingestellt
und dem deutschen Volk in der Republik gedient. Dann
kamen die Tage von Versailles. Wir alle haben gesehen, wie sie
ihn niederbeugten, wie mühsam der wägende Verstand niederkämpfte
das Gefühl der Empörung über geschehenes Unrecht.
Einen nach dem andern von seinen Mitarbeitern rief der Tod
von seiner Seite ab, aber er behielt den Mut der Verantwortung
in einer Zeit, in der Verantwortung so selten war und dieser
Verantwortung so wenig gedankt wurde. Am schwersten ist
ihm wohl jenes Jahr gefallen, da er auf dem Kanzlerposten berufen
wurde, weil alle ihn drängten, obwohl er selbst nicht
wollte. Das war jenes Jahr, das ihm sogar vorübergehend den
sonnigen Frohsinn und den goldenen Humor raubte, der
immer sein Charakterzug gewesen war. Aus der Zeit dieser tiefen
inneren Gebeugtheit rührt das Bild, das Slevogt zu seiner
Erinnerung uns hinterlassen hat. Was ihm aber nicht geraubt
werden konnte, das war die tiefe menschliche Güte und die
innere Bescheidenheit, die ihn auszeichnete, mit der er allen
Menschen begegnete, für die auch ich ihm zu innigem Danke
verpflichtet bin; das war das Pflichtgefühl und die Treue, die
den 70jährigen, als er das Kanzleramt verließ, erneut an die

Abb. 10: Gemälde
Fehrenbachs von Max
Slevogt aus dem Jahr
1923 (Foto: Zentral-
und Landesbibliothek
Berlin EH 3072/3/

Bl.60)


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