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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 162
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Bernd Rottenecker

nete seine Verordnungen bei Kerzenschein. Zahlreiche Tote
und Verwundete gab es u. a. bei den nächtlichen Überfällen der
Putschisten auf die Streikposten, welche beispielsweise die bestreikten
Elektrizitätswerke bewachten.

In Thüringen, Sachsen und im Ruhrgebiet versuchten
linksgerichtete Gruppen wie die USPD und die KPD eine
zweite Revolution zu entfachen. Dazu wurden bewaffnete Einheiten
gebildet, die im Ruhrgebiet (Rote Ruhrarmee) etwa
100000 Mann umfassten. Rasch wurde Kapp klar, dass die
Reichswehrführung zwar die Regierung nicht schützte, sich
den Putschisten gegenüber aber reserviert verhielt. Bei einigen
Reichswehrverbänden und der Sicherheitspolizei breitete sich
Unzufriedenheit über den Verlauf und die Ziele des Putsches
aus. Die Beamtenschaft in den Berliner Ministerien verhielt
sich auch alles andere als kooperationsbreit mit den „neuen
Herren". Als Ehrhardt am 16. März die Reichskanzlei aufsuchte
, sah er folgendes Bild: „Kapp war körperlich und seelisch
völlig zusammengebrochen. Seine Augen waren verschwollen
. [...] Er wusste nicht, was geredet wurde/'15 Und in
der Nacht vom 16. auf den 17. März meuterten 300 Reichswehrpioniere
und bekannten sich zur rechtmäßigen Regierung
. Kapp gab nun auf, legte die Gewalt in die Hände von
Lüttwitz und floh über Dänemark nach Schweden. Hermann
Ehrhardt war sich sicher, dass jetzt die Zeit reif sei für eine
Machtübernahme des Militärs; doch es kam anders. Als sich
im Reichswehrministerien führende Generäle und Freikorpskommandeure
versammelten und General Ludendorff per
Abstimmung feststellen ließ, wer General Lüttwitz noch unterstützte
, bekannten sich außer Ehrhardt nur zwei Offiziere
kleinerer Verbände zu Lüttwitz. Unter falschem Namen floh
Lüttwitz ebenfalls aus Berlin und tauchte unter.

Die Situation wurde für Ehrhardt jetzt brenzlig; er konnte
nicht aus Berlin fliehen, denn er war an seine Marinebrigade
gebunden. Nachdem der Putsch nun derart zusammengebrochen
war, bestand auch die Gefahr, dass seine Männer aus
Enttäuschung meuterten und außer Kontrolle gerieten. Mit
General von Seeckt, der Lüttwitz' Posten als Chef der Heeresleitung
übernahm, schloss Ehrhardt einen Pakt. Seeckt schützt
Ehrhardt vor drohender Verhaftung, indem er ihn sozusagen
wieder in den Dienst jener Regierung einsetzte, die eben gestürzt
werden sollte. Ehrhardt zog mit seinen Männern aus der
Stadtmitte weg und erklärte ihnen, dass sie sich für die Niederschlagung
eines drohenden „roten" Aufstandes in Berlin bereithalten
müssten. Tatsächlich war die Marinebrigade zu diesem
Zeitpunkt in der Umgebung Berlins die einzige militärische


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