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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 164
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Bernd Rottenecker

hardt blieb unter dem Kommando von Kapitänleutnant Manfred
von Killinger erhalten und die meisten Offiziere schlössen
sich im September 1920 im Bund ehemaliger Ehrhardtoffiziere
zusammen, dem Vorläufer der „Organisation Consul" (O.C.)
Bemerkenswert ist - wieder einmal - die juristische „Aufarbeitung
" der im Zusammenhang mit dem Kapp-Putsch vergangenen
Verbrechen. Zwar hat Reichspräsident Ebert am 19. März
1920 eine „Verordnung zur Wiederherstellung von Sicherheit
und Ordnung" erlassen und es wurden außerordentliche
Kriegsgerichte eingesetzt.16 Diese wurden alleine gegen Akteure
der zahlreichen kleinen Aufstände linker Gegner des Kapp-
Putsches angewandt. Von den Kapp-Putschisten, die sich
schwerer Verbrechen schuldig gemacht haben, stand keiner je
vor Gericht.

Auflösung der Marinebrigade Ehrhardt
und die Gründung der Organisation Consul

Ehrhardt selbst wurde zwar seit Anfang April 1920 mit Haftbefehl
gesucht, doch zu einer Verhaftung kam es nicht. „Damals
bewegte ich mich trotz Haftbefehls immer noch ziemlich
ungeniert. Es wagte auch niemand, mich festzunehmen/'17
Im Mai setzte sich Ehrhard mit einem Teil seiner Offiziere und
Mannschaften nach Bayern ab, wo von der national-konservativen
Regierung von Kahr keine Gefahr drohte. Im Gegenteil
unterstützten nationale Gruppierungen und Unternehmer
die untergetauchten Ehrhardt-Leute in sogenannten
Arbeitsgemeinschaften und boten ihnen Arbeit und Unterschlupf
. Am bekanntesten wurde die „bayrische Holzverwertungsgesellschaft
", die führenden Offizieren Ehrhardts als
Tarnung diente und die den Kern der „Organisation Consul",
der wohl gefährlichsten Terrororganisation der Weimarer Republik
, bildete. Auch der später als Schriftsteller bekannt gewordene
Ernst von Salomon, der den Mord an Walter Rathenau
mit organisierte, war Mitglied in der Marinebrigade und
diente Ehrhardt in der O.C. Die „Organisation Consul", die
3000 bis 4000 Mann umfasste, verfügte über ein umfangreiches
Netzwerk von Verbindungsleuten im ganzen Reich sowie
zahlreiche geheime Waffenlager. Sie hat auch über erhebliche
finanzielle Mittel verfügt; allein für die Gruppe Ehrhardt entstanden
innerhalb von drei Monaten Aufwendungen in Höhe
von 1,2 Millionen Reichsmark. Neben Zahlungen aus Kassen
der Reichswehr gab es auch „private" Spenden vornehmlich
aus Industrie und Grundbesitzerkreisen, aber auch aus dem
national gesinnten Bürgertum.18


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