Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 167
(PDF, 96 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0168
Hermann Ehrhardt - ein Diersburger Pfarrerssohn erobert 1920 die Reichshauptstadt Berlin 1^7

wurde von einem französischen Hohen Gericht Anfang Januar
1947 aufgehoben, das den Fall an die deutsche Justiz
zurückverwies. Tillessen wurde dann im März 1947 vom
Landgericht Konstanz zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Gegen den zweiten Täter Heinrich Schulz verhängte das
Landgericht Offenburg am 19. Juli 1950 eine Strafe von
12 Jahren Zuchthaus. Beide Mörder Erzbergers wurden aber
bereits 1952 vom badischen Staatspräsidenten Leo Wohlleb
begnadigt.

Walter Rathenau, Sohn des deutsch-jüdischen Industriellen
und AEG-Gründers Emil Rathenau, war in noch stärkerem
Maße den (antisemitischen) Hasstiraden und Diffamierungen
des rechtsradikalen politischen Lagers ausgesetzt. So lautete
z.B. die letzte Strophe eines damals vor allen bei den Freikorps
weit verbreiteten Hetzliedes: „Auch Rathenau, der Walter/Erreicht
kein hohes Alter,/Knallt ab den Walther Rathenau,/ Die
gottverfluchte Judensau!"21 Der liberale Politiker Rathenau,
Mitglied der DDP (Deutsche Demokratische Partei), war 1921
Minister für Wiederaufbau und ab Januar 1922 Reichsaußenminister
. Er trat politisch für die Einhaltung der Bestimmungen
des von großen Teilen der Bevölkerung als „Schanddiktat"
bezeichneten Versailler Friedensvertrags ein, kämpfte aber
gleichzeitig für eine Lockerung der oft harten Auflagen dieses
Vertrags.

Am 22. Juni 1922 wurde Walter Rathenau von seinem
Chauffeur in einem offenen Wagen von Rathenaus Villa im
Grunewald ins Auswärtige Amt gefahren, wie immer ohne
Polizeischutz. Sie wurden von einem ebenfalls offenen Fahrzeug
überholt, in dem drei Personen saßen. Dabei schoss der
Oberleutnant a. D. Erwin Kern mit einer Maschinenpistole auf
Rathenau und Hermann Fischer warf eine Handgranate in das
Fahrzeug. Walter Rathenau wurde von fünf Schüssen getroffen
und war sofort tot. Den beiden Attentätern und ihrem Fahrer
Ernst Techow gelang die Flucht. Die polizeilichen Ermittlungen
ergaben rasch deutliche Parallelen zu vorherigen Anschlägen
der O. C., und noch am gleichen Tag wurden in mehreren
Orten des Reiches, auch in München, führende Mitglieder
verhaftet. Die Identität der Attentäter war ebenfalls rasch festgestellt
: Kern und Fischer waren Offiziere in der Brigade Ehrhardt
und Mitglieder der O.C.; Techow war Mitglied in Ehrhardts
Sturmkompanie. Zur Vorbereitung der Tat wie z.B. die
Beschaffung der Waffen, des Tatfahrzeugs und das Ausspähen
von Rathenaus Gewohnheiten waren weitere Personen aus
verschiedenen O. C.-Standorten tätig. Einer dieser Mittäter war
der erst 20-jährige Kadett Ernst von Salomon, der anfangs zu


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2018/0168