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Hermann Ehrhardt - ein Diersburger Pfarrerssohn erobert 1920 die Reichshauptstadt Berlin 1
nationaler Verbände und vor allem durch eine Hyperinflation
krisengeschütteltes Jahr. Mit dem engeren Kreis um Hitler war
Ehrhardt an den Vorbereitungen des Putschversuchs vom
9. November 1923 beteiligt. Ehrhardts Ziel ist weiterhin, die
zahlreichen völkischen Verbände und die Reichswehrführung
zu einem gemeinsamen „Marsch auf Berlin" zu gewinnen.
Zeitgleich versammelte er die versprengten Mitglieder der „Organisation
Consul" in der Nachfolgeorganisation „Wiking-
Bund".
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus
verliert Ehrhardt an Einfluss
Am Hitlerputsch vom November 1923 nehmen Ehrhardt und
sein militärischer Verband dann nicht teil, denn er hält die
Vorbereitung des Putsches für ähnlich dilettantisch wie die des
Kapp-Putsches 1920. Das dauernde Lavieren des bayrischen
Generalstaatskommissars Gustav Ritter von Kahr in der Frage
eines „Marsches auf Berlin" trug sicher erheblich zu dieser Entscheidung
Ehrhardts bei. Außerdem traute er dem cholerischen
„Schreihals" Hitler ein solches Unternehmen auch nicht zu.
Ehrhardt und seine Gefolgsleute hielten fest an ihrem elitären
Bewusstsein, das im Gegensatz zu der „Massenhaftigkeit" nationalsozialistischen
Auftretens stand.24
Mit dem Scheitern des Hitlerputsches vom 9. November
1923, der ein Versuch war, die Macht im Reich von Bayern aus
zu erobern, sanken Ehrhardts politischer Stern und seine militärische
Bedeutung. Große Teile der politischen Rechten sahen
ihn als Verräter an, weil er Hitler nicht unterstützt hatte. Im
April 1924 musste er erneut vor strafrechtlicher Verfolgung
nach Österreich fliehen. Nach einer Amnestie des Reichspräsidenten
Hindenburg kehrte er im Oktober 1925 nach Bayern
zurück. Ohne ihren Anführer löste sich Ehrhardts Wiking-
Bund zunehmend auf; zahlreiche Ehrhardt-Offiziere und -Soldaten
schlössen sich anderen rechten Verbänden an, darunter
viele der SA.
Wie zwiespältig Ehrhardts Verbindung mit Hitler in den
folgenden Jahren war, hat Susanne Meinl in ihrem Buch „Nationalsozialisten
gegen Hitler" detailliert und faktenreich dargelegt
.25 Auf der einen Seite gab es immer wieder Versuche Ehrhardts
, mit Adolf Hitler Bündnisse gegen die Reichsregierung
zu schmieden. Gleichzeitig unterhielt Ehrhardt rege Kontakte
zu verschiedenen Gegnern Hitlers innerhalb der NSDAP wie
z.B. Gregor Strasser. Bei der Wahl des Reichspräsidenten am
13. März 1932 (erster Wahlgang) und am 10. April 1932 (zweiter
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