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Albert Hiß (1884-1964) 1 7C
(miles gloriosus = der ruhmselige Soldat!), wurden mit „gut"
bewertet. Die mündlichen Leistungen sowie die Gesamtprü-
fungsnote am 6.4.1909 ergaben aber nur ein „genügend". Der
frisch gebackene Lehramtskandidat Albert Hiß begann seine
Laufbahn am 15.2.1910 am Gymnasium Mannheim mit 1400
Mark Jahresgehalt, wurde dann aber bereits am 12.9. an das
Gymnasium Baden-Baden versetzt, wo er Ende des Jahres zu
seinem Jahresgehalt von 1600 Mark eine Zulage von 100 Mark
erhielt. Aus seiner dreijährigen Baden-Badener Zeit von 1910
bis 1913 ist zufällig in den Erinnerungen eines Badeners Sextaners
ein Zeugnis erhalten, das den jungen Assessor Hiß in voller
Aktion beim Besuch Kaiser Wilhelm II. in der Bäderstadt
zeigt. Hiß, der offensichtlich der „Schwärm aller Damen" der
Klasse war, musste zur Begrüßung des Kaisers und des Großherzogs
mit seiner festlich gekleideten Sexta die Hochrufe einüben
und Spalier stehen. Unter den Klängen der Kaiserhymne kam
endlich der langgeübte Einsatz: „Dann fuhren die Equipagen an.
Der Kaiser und der Großherzog saßen im ersten, die Damen im zweiten
Wagen. Dr. Hiß schaute uns an und zischte das verabredete
Zeichen durch die Zähne: Unser „Hoch-hoch-hoch" donnerte über
die Straße, auch wenn es nur ganz helle Sextaner stimmchen waren.
Unser Gruß pflanzte sich von Klasse zu Klasse fort. Und dann kam
auch das „Hurral, hurra-hurra", und alle anderen riefen mit. Die
Hofwagen fuhren langsam an uns vorbei, so daß wir die Hoheiten
genau sehen konnten. Der Kaiser salutierte. Die schwarz-rot-goldenen
Fahnen wehten im leichten Sommerwind, die gelb-rot-gelben
schlössen sich an. Und dann läuteten die Glocken aller Kirchen."
Hiß erlebte hier ein Jahr vorm Ausbruch des Ersten Weltkriegs
noch einmal mitten in seiner ersten Berufstätigkeit die glanzvolle
und friedliche Seite des kaiserlichen deutschen Reiches.2
Bereits am 19.5.1913 trat er seine erste planmäßige Lehrstelle
im öffentlichen Dienst mit einem Jahressalär von 1800
Mark am Gymnasium in Karlsruhe an, am 8.12.1916 wurde er
zum Professor am Gymnasium Durlach ernannt, wo er seinen
„Dienst nach Entlassung aus dem Heer" antreten sollte. In den
folgenden Gehaltszahlungen begegnen wir erneut der Vermischung
von zivilem Beruf und militärischem Einsatz: Zu seinen
jährlichen Zivildienstvergütungen von jetzt 2100 Mark
erhielt Albert Hiß laut Militärgesetz „Kriegs- bzw. Feldbesoldung
" in Höhe von 3108 Mark, zusammen also 5208 Mark,
darunter 370 Mark als Kompaniechef. Ab 1.1.1919 entfielen die
militärischen Zusatzleistungen. In diesem Jahr wurde Hiß zum
01.10. an das Gymnasium in Karlsruhe versetzt, wo er 15 Jahre
lang wirkte. Am 12.4.1934 wurde er kommissarischer Direktor
am Gymnasium Wertheim. Als der damalige Direktor des Of-
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