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Manfred Merker
gen umfassen Personalakten, Leumundsanfragen der Gestapo
und Archivalien zur Denkmalpflege und Gymnasialbücherei.
Das Offenburger Stadtarchiv schließlich erschließt folgende
relevante Bereiche des Schulalltags in dieser Zeit: Feierlichkeiten
und Veranstaltungen, Jahresberichte, Neugestaltung des
Unterrichts, Schulstatistiken, Protokollbücher, Erlasse über das
Verhältnis zu Staat und Partei, Lehrerbücherei, Dienst- und
Personalsachen und die Direktionsstelle.
Am 26. Januar 1936 verstarb der bisherige Offenburger
Schulleiter, Gymnasiumsdirektor Karl Blechner, der diese Amt
seit 1933 innehatte. Mit dem Ende des Monats wurden laut
Anweisung des Karlsruher Kultusministeriums die Amtsbezüge
eingestellt, seine Witwe erhielt nach Vorlage der Heiratsurkunde
als Sterbegeld die dreimonatige Höhe der Dienstbezüge
in Höhe von 2070,18 Reichsmark angewiesen. Erst am 8. Mai
1936 verfügte das Ministerium: „Direktor Albert Hiß am Gymnasium
Wertheim wird zur vorläufigen Dienstleistung des Gymnasiums
in Offenburg zur Leitung dieser Anstalt zugewiesen und hat
diesen Dienst sofort anzutreten." Hiss gab der Behörde zum
30. Mai die Ausführung dieser Abordnung bekannt und leitete
seitdem, sicher im Sinne des NS-Staates, das Offenburger Tradi-
tionsgymasiums. Für ihn war diese große Schule gegenüber
Wertheim zweifellos ein weiterer Karrieresprung und auch eine
ganz besondere persönliche Herausforderung. Anfangs bezog
Hiß mit seiner vierköpfigen Familie eine Wohnung in der Offenburger
Weingartenstraße 14, von wo er dann im ersten
Kriegsjahr zum Waldbach wechselte.
Hiß war in seiner Zeit als Professor am Karlsruher Gymnasium
bereits am 1.5.1933 unter der Nummer 2.318.347 in die
NSDAP eingetreten und wurde 1934 als Schulleiter in Wertheim
politischer Leiter bei der Kreisleitung der dortigen NSDAP.
Parteiaufgaben sollte er dann auch in Offenburg neben seiner
Schulleiterfunktion wahrnehmen.
Das erste Dienst]ahr war im schulischen Jahresablauf, wie
auch alle folgenden, bestimmt von den staatlich vorgegebenen
Gedenktagen und nationalen Festen mit entsprechenden schulischen
Feierstunden mit Reden und Musik, Beflaggung des
Schulhofs (Reichsflagge und Hakenkreuzfahne) und Absingen
der Nationalhymne und des Hör st-Wessel-Lieds. Hinzu kamen
zahlreiche Schulfunkübertragungen, wenn Adolf Hitler, Hermann
Göring oder Josef Goebbels ihre Reden an das deutsche
Volk hielten. Somit war für die Schüler der neue Staat mit seiner
nachdrücklich propagierten Ideologie ständig präsent, besonders
, wenn dafür oft der Unterricht ausfiel. Folgende Aufzählung
soll das vor Augen führen:
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