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Manfred Merker
Abb. 12: Straßburger
NS-Aufmarsch am
12.10.1941 auf dem
Kleberplatz ohne
Kleberdenkmal
mit der Leitung der Bismarckschule beauftragt
worden war. Er hatte zur elsäs-
sischen Hauptstadt eine besondere Beziehung
, weil er dort 1914 eine Elsässe-
rin geheiratet hatte und laut Militärdienstakte
offensichtlich 1918 während
seines Lazarettaufenthaltes eine eigene
Wohnung in Straßburg besaß. Seine
Wirkungsstätte war vier Jahre lang zusammen
mit dem Kollegen Dr. Müller die Bismarckoberschule
für Jungen. Wie deren Arbeit in der Praxis im Einzelnen aussah
, ist nicht bekannt. Schon Ende des Monats, am 23. Januar
1941, bezog Hiß seine Wohnung in der Ludendorffstraße 7,
seine Frau folgte am 8. April. Einige schulische Aufgaben
scheint er noch in Offenburg wahrgenommen zu haben, wie
den Vorsitz zum Abitur im Februar und März 1941, von dem
die schriftlichen Prüfungsunterlagen aller vier Hauptfächer
erhalten sind. Auch wegen der kriegsbedingten Pläne zur Auslagerung
des historischen Bestandes der Lehrerbücherei im
Jahre 1942 muss die Anwesenheit von A. Hiß im Offenburger
Gymnasium vorausgesetzt werden. Als Hiß am 19. Oktober
1941 seinen Vortrag über „Das Elsass als Teil des Oberrheinrau-
mes" auf der Jahresversammlung des Historischen Vereins für
Mittelbaden in der Turnhalle der Straßburger Friederikenschule
hielt, hatte dort eine Woche zuvor am 12. Oktober auf
dem Kleberplatz bereits mit einem großen Massenaufmarsch
der platzfüllende erste Kreistag der Partei unter dem Hakenkreuz
stattgefunden. Sicher wird es Hiß dabei nicht entgangen
sein, das auf dem größten Platz der Stadt im Schatten des Straßburger
Münsters jetzt das Kleberdenkmal fehlte. Es war wie alle
französischen Denkmäler auf Befehl der deutschen Besatzungsmacht
abgebaut worden.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Frankreichfeldzug
vom Sommer 1940 war bald das gesamte Elsass
erobert worden, die Besetzung Straßburgs am 19. Juni wurde
auch in Offenburg allgemein begeistert gefeiert. Mit dem Besuch
Hitlers in Straßburg am 29. Juni begann dann unter seinem
Reichsstatthalter Robert Wagner die Umsetzung seines
10-Jahresplans zur „Rückverdeutschung" des ehemaligen
deutschen Reichsgebietes. Hitler hatte eine Planskizze zur
Umgestaltung Straßburgs als künftiger badisch-elsässischer
Hauptstadt hinterlassen, zu der auch sofort ein städtebaulicher
Architektenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Die neue Metropole
sollte bis Kehl mit über 50 NS-Großbauten ausgedehnt
werden. Robert Wagner war Hitler persönlich unterstellt und
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