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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 194
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Manfred Merker

Muttersprache als Amtssprache" wurde die französische Sprache
aus der Öffentlichkeit verbannt. Vornamen, Straßen und
Schulbücher wurden verdeutscht, alle französischen Denkmäler
abgerissen und durch deutsche ersetzt, die Straßburger Synagoge
wurde eingeebnet. Der zentrale Kleberplatz hieß jetzt
vier Jahre lang Karl-Roos-Platz, das Münster blieb für Gottesdienste
geschlossen, hier fanden nur noch Parteifeiern statt.
Mit der Einführung des deutschen Schulsystems an seiner
Straßburger Bismarckschule wird A. Hiß sicher keine Probleme
gehabt haben, auch nicht damit, dass alle Schüler in der
HJ sein mussten und nur deutsche Bücher erlaubt waren, wie
an der benachbarten Hochschule, die am 22. November als
„Deutsche Reichsuniversität" wieder neu gegründet worden
war. Der Schuldienst im quasi annektierten Elsass galt auch
für Hiß als „Kriegsdienst und ehrenvoller Einsatz für eine große
vaterländische Aufgabe und Verpflichtung gegenüber der Volksgemeinschaft
". Maßnahmen wie das Verbot des „bonjour", das
strafbedrohte Tragen von Baskenmützen, die deutsche Umbe-
schriftung selbst von Salzstreuern und Wasserhähnen und die
Einberufung der Elsässer zum RAD und zur Wehrmacht dürften
ihm ebensowenig entgangen sein wie die Einrichtung von
zwei KZs in den nahen Vogesen, verbunden mit Rasseforschungen
an der Straßburger Uni. Inwieweit Albert Hiß aktiver
Teil der deutschen Germanisierungspolitik der NS-Zeit im
Elsass gewesen ist, lässt sich aus den vorliegenden Akten nicht
bestimmen. Seine an sich unverfänglichen Schulfächer Griechisch
und Latein dürfte Hiß weiter nach Maßgabe der antiken
Klassiker unterrichtet haben, jedoch nach Auswahl und
Interpretationsvorgaben im Sinne der NS-Ideologie. Für das
Fach Geschichte war er im Rahmen einer pädagogischen Umerziehung
sicher strengeren schulpolitischen Reglementierungen
unterworfen. Hier verlangten die Lehrpäne auch jenseits
des Rheins eine rassenideologisch interpretierte Vorgeschichte
des Elsass und eine sogenannte „wehrgeistige Erziehung" der
Jugend. Ergänzt wurden die Geschichtserziehungsaktionen
für Hiß auch außerhalb der Schule durch die 1942 groß popro-
pagandierte Straßburger Ausstellung „2000 Jahre Kampf am
Rhein" mit Schülerwettbewerben, Theater, Kino und Veranstaltungen
und das für das gleiche Jahr im gesamten Reich
ausgerufene „Jahr der Geschichte".

Robert Wagner hatte sich beim Anrücken der anglo-ameri-
kanischen Truppen bereits am 1. November 1944 über die
Grenze abgesetzt, ehe das Elsass am 19. November nach Bombardierungen
von Straßburg durch die Alliierten befreit wurde.
Straßburg wurde am 23. November von General Leclerc zu-


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