Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 196
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Manfred Merker

Kulturgeschichte verdient. Es handelt sich um die halb beabsichtigte
, halb unbeabsichtigte Rettung der Klosterbibliotheken
der ehemaligen Offenburger Franziskaner und Kapuziner, die
von einem umfangreichen amtlichen Schriftverkehr begleitet
wurde. Deren Bestände waren nach Auflösung ihrer Stadtklöster
in der Zeit der Säkularisation 1823 ein Teil der Lehrerbibliothek
des neuen Großherzoglich-badischen Gymasiums
geworden. Besonders die Werke der antiken griechischen und
lateinischen Klassiker in wertvollen Drucken der Humanistenzeit
wurden als Grundlage des altphilologischen Unterrichts
ein Jahrhundert lang intensiv genutzt. 1926 wollte der damalige
Direktor Dr. F. Reich die Altbestände verkaufen, weil sie
nicht mehr den Ansprüchen eines modernen Unterrichts entsprachen
. Sein Antrag wurde aber 1927 vom badischen Ministerium
für Kultus und Unterricht abgelehnt. So blieb diese jetzt
nur noch historisch wertvolle Bibliothek im Bestand der modern
erweiterten Lehrerbibliothek des Gymnasiums in den
Räumen des alten Kapuzinerklosters neben dem klassizistischen
großen Neubau an der Stadtmauer Ende des 19. Jahrhunderte
erhalten.

Einen zweiten Versuch zur Auflösung dieser humanistischen
Gymnasialbibliothek gab es gut zehn Jahre später im
Zweiten Weltkrieg, wobei A. Hiß als eher konservativ orientierter
Altphilologe anders reagierte als sein Vorgänger Dr. Reich.
Bereits Anfang 1939 lesen wir eine entsprechende kritische
Anfrage des Vorsitzenden des Badischen Beirats für Bibliothekswesen
an das Kultusministeriums. Man wollte wissen, ob
„für die halb tot liegenden Gymnasialbüchereien die Professoren als
Bibliothekare nicht nur zur gepflegten, sondern auch zur durchforschenden
Arbeit genügend Dienstzeit und Geldmittel zur Verfügung
haben". Auch sollte geklärt werden, ob die Bibliothek noch von
wesentlichem Nutzen für den Schulbetrieb ist. Dann könnte sie
dort bleiben, sonst dürfe sie „nicht weiter tot liegen". Damit
wurde ein allgemeines Problem historischer Schulbüchereien
angesprochen, das sich auch heute noch stellt und wofür in
Offenburg 1997 eine eigene Lösung gefunden werden konnte.
Das Kultusministerium reagierte im April mit einer Anfrage im
obigen Sinne an alle unterstellten Gymmnasien zwischen Lörrach
und Bruchsal. Wegen der offensichtlich dilatorischen Behandlung
der Angelegenheit durch die Direktionen verlangte
das Ministerium schließlich Anfang Juli eine umgehende Erledigung
seines Erlasses. Bruchsal lieferte seine alten Bestände an
die badische Landesbibliothek aus, weil sie „nicht mehr ordnungsgemäß
verwaltet werden können", andere Gymnasien folgten
bis Anfang 1940. Albert Hiß reagierte am 19. Juli erstaunli-


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