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Albert Hiß (1884-1964) 1 QQ
Drucke der Humanistenzeit am besten aufbewahrt werden
sollten. In Offenburg waren sie bisher lediglich in den Vitrinen
der großen Jubiläumsausstellung „Neue Welt und altes
Wissen" im Jahre 2006/07 in ganz wenigen Exemplaren zu
sehen. Die Waldseemüllerkarte lagert seitdem in einem sicheren
Banksafe wie auch millionenteure Gemälde und Stradiva-
ris. Eine systematische wissenschaftliche Erforschung und
Erschließung der Historischen Bibliothek, die immerhin zu
den bedeutendsten des Landes zählt, ist bislang weder erfolgt
noch geplant.5
Die Zeit nach 1945:
Entnazifizierung und versuchte Neuorientierung
Schon am 15. April 1945 war Hiß von seinem Dienst suspendiert
worden. Das war drei Wochen vor dem Ende der NS- Herrschaft
und des Zweiten Weltkriegs und genau an dem Tag, als
die Franzosen Offenburg besetzten. Er erfuhr davon erst in
einem Schreiben des „Landrats von Offenburg" vom 16. August
1945. Diese verspätete Mitteilung erklärt sich sicher dadurch
, dass Hiß erneut seine Adresse gewechselt hatte. Er war
von seinem Schwarzwälder Wohnsitz Freudenstadt in das
kleine Dorf Buchheim bei Meßkirch auf den Höhen der Hegau-
alb südlich der Donau gezogen. Es war der zweite von zahlreichen
späteren Ortswechseln. Die Gründe dafür sind unbekannt
, verraten aber eine ungewöhnliche Unruhe bei der fast
fluchtartigen Suche nach einer Bleibe und einer neuen beruflichen
Zielsetzung in den Jahren nach 1945. Der Bereich Meßkirch
und die zuständige Kreisstadt Stockach waren neben Offenburg
dann auch die Orte für die von der französischen
Militärbehörde angeordneten politischen Säuberungsmaßnahmen
, die für Hiß Anfang 1946 anliefen.
Diese Entnazifizierungsakten im Freiburger Staatsarchiv
beginnen mit einem sechsseitigen französisch-deutschen
Questionnaire/Fragebogen des „Gouvernement Militaire en
Allemagne" vom 27. Januar 1946. Hiß macht darin die folgenden
relevanten Angaben, die abschließend von einem Oberstudiendirektor
Dr. Rothfelder, Offenburg/Baden, Frauenweg 18,
durch Unterschrift als wahr bezeugt wurden. Als gegenwärtige
Adresse gibt Hiß immer noch Buchheim bei Meßkirch an, zum
ständigen Wohnsitz schreibt er in die betreffende Spalte: „alles
verloren, Wohnung, Einrichtung, Wäsche usw.". Die weiteren
Spalten füllt Hiß wie folgt aus:
Stellung: keine. Stellung für die Bewerbung eingereicht:
Wiederanstellung an einer höheren Schule. Mitgliedschaft in
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