Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
98. Jahresband.2018
Seite: 208
(PDF, 96 MB)
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Manfred Merker

Hiß noch mehr belasteten als die für die Einstufung als Mitläufer
ohne Sühne herangezogenen Akten. Ob tatsächlich eine
neue Verhandlung in seiner Anwesenheit mit einem härteren
Urteil stattgefunden hat, ist nicht überliefert und daher für
seine Zukunft nicht zu rekonstruieren. Das Dilemma der fehlenden
Urteile der beiden letzten Akten lässt nur ungesicherte
Vermutungen zu. Lediglich eine Karteikarte vom März 1949 im
Staatsarchiv Freiburg gibt eine knappe Auskunft über die wahrscheinlich
1948 getroffenen Entscheidungen. Da heißt es unter
D 180/16 zu Albert Hiß: minderbelastet, drei Jahre Bewährungsfrist
, zwangspensioniert, Zurückstufung von Oberstudiendirektor auf
Studienrat Diese Gehaltszurückstufung von A16 auf A13 bedeutete
nicht nur eine demütigende Degradierung, sondern auch
eine erhebliche finanzielle Einbuße für den jetzt Zwangspensionierten
, wobei völlig offenbleibt, ob Hiß entgegen einigen
vorinstanzlichen Entscheidungen überhaupt in den Genuss
einer Pension gekommen ist - A. Hiß hatte mit seinen jetzt
65 Jahren das Pensionsalter erreicht. Fest steht, dass er an mindestens
fünf verschiedenen Orten in Baden versucht hat, Fuß
zu fassen, wahrscheinlich um sich, wie nachweislich für die
ersten Nachkriegsjahre in Buchheim, durch einfache Büro-
und Verwaltungsaufgaben den Lebensunterhalt für sich und
seine Familie zu verdienen. Vielleicht versuchte er, als mittelloser
Flüchtling bei Verwandten unterzukommen, denn sein gesamtes
Hab und Gut hatte er in Straßburg fluchtartig zurücklassen
müssen, ohne je auf eine Entschädigung oder einen
Lastenausgleich wie andere Flüchtlinge nach 1945 hoffen zu
können. Nach Offenburg kehrte er wohl nie mehr zurück, vielleicht
auch, um anderswo seiner Vergangenheit zu entkommen
. Nur die Familie seines einzig überlebenden Sohnes ist
hier nachweisbar, der jüngste Sohn war Ende des Krieges im
Schwarzwald bei einem Tieffliegerangriff ums Leben gekommen
. Seine alten Kollegen, Kähni, Pfaff und Zind, finden nach
1945 in Offenburg am Grimmelshausen-Gymnasium wieder
eine Anstellung und werden noch bis zum Schuljubiläum 1956
als Teil des Lehrkörpers erwähnt. Als neuer Direktor war 1946
Dr. Josef Obrecht eingesetzt worden, der wie Hiß auch nur vier
Jahre Schulleiter war.

In den noch verbleibenden 15 Jahren seines unruhigen Ruhestandes
hat A. Hiß sechsmal seinen Wohnsitz und Arbeitsplatz
gewechselt: Von Freudenstadt/Neustadt nach Buchheim
und Albbruck, von Riegel wieder nach Freudenstadt und
schließlich nach Emmendingen. Dabei hat er immer den Kontakt
zu seiner Ursprungsfamilie in Eichstätten am Kaiserstuhl
gehalten. Zeugnis dafür ist ein Familienfoto, das Albert Hiß am


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