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Albert Hiß (1884-1964) Oll
sonst Näheres dazu von ihm bekannt ist. Die nicht verkraftete
deutsche Niederlage und die Revolution von 1918, der demütigende
Versailler Frieden und die sozialen und wirtschaftlichen
Zustände Ende der Weimarer Republik mögen der Grund dafür
gewesen sein, dass A. Hiß sich zum ersten Mal in seinem Leben
auch politisch engagierte und sich einer Bewegung anschloss,
die einen neuen Anfang versprach: Schon 1933 wurde er in
Karlsruhe Mitglied der NSDAP und übernahm 1934 als kommissarischer
Schulleiter in Wertheim das Amt des Kulturstellenleiters
, das er auch als Direktor des Gymnasiums in Offenburg
bis zu seiner Abordnung nach Straßburg 1940 weiter
ausübte. Als Grund für seinen Parteieintritt nannte er nach
1945 die große Zahl der Arbeitslosen, die er in Karlsruhe täglich
zu Gesicht bekam. Hiß hatte sich nach seiner Flucht aus
dem besetzten Straßburg Ende 1944 unter Zurücklassung seines
gesamten Besitzes nicht wieder zum Schuldienst nach
Offenburg zurückgemeldet und hielt sich mittelos an verschiedenen
Orten in Südbaden auf, wo auch die Spruchkammerverfahren
der französischen Militärbehörden gegen ihn geführt
wurden. Durch sie und auch schon durch den Untersuchungs-
ausschuss in Offenburg 1946 kam einiges über seine NS-Zeit
ans Tageslicht, zu der Hiß auch persönlich Stellung genommen
hat. Der Ausschuss in Offenburg sah ihn als großen Nazi mit
der entsprechenden politischen Weltanschauung in Wort und
Tat und verlangte seine Entlassung ohne Ruhegehalt. Hiß
rechtfertigt dagegen in zwei persönlichen Schreiben Anfang
1946 zu seinem Frage- und Beurteilungsbogen seine NS-Mit-
gliedschaft als Loyalität gegenüber dem jeweiligen Staat, dessen
Willen ein Beamter als ausführendes Organ zu erfüllen
habe. Seinen Unterricht habe er stets nach den entsprechenden
Richtlinien der vorgesetzten Behörde gestaltet. Pflichterfüllung
gibt er auch als Leitsatz für sein Amt als Kulturstellenleiter an,
mit dem er allen Menschen Freude machen und Anregungen
geben wollte. Auch für den Fall einer Wiederanstellung, um die
er nachsucht, versichert er, dass er die ihm auferlegten Pflichten
mit derselben Gewissenshaftigkeit erfüllen würde, wie er es
während seiner ganzen bisherigen Tätigkeit getan habe. Hiß
scheint hier mit sich völlig im Reinen zu sein als loyaler pflichterfüllter
Staatsdiener und sogar als kultureller Philanthrop. Mit
dieser Haltung scheint er auch bei seinem persönlichen Auftritt
vor dem Stockacher Untersuchungsausschuss einen guten
Eindruck gemacht zu haben, der keinen Hinweis auf politischen
Aktivismus oder irgendeine Schuld gefunden hat und
ihn im Revisionsverfahren 1948 als Mitläufer ohne Sühne eingestuft
hat. Die Sühne sei durch seine Entlassung und seine
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